von Petra Stoppacher
Wenn man weiß, was für ein waches Herz und was für eine freundlichen Verstand sein etwas älterer Bruder Simon hat, dann war einem schon von vorne herein mehr oder weniger klar, dass auch der Nachzügler ein Kind der Liebe werden würde; und nicht weniger ist er von Beginn seines noch jungen Lebens an gewesen.
Als ich ihn in seinem kleinen Bett zu einem ruhigen Platz ziehen durfte, um dort schmachtend seine Hand zu halten, ist mir gleich vorgekommen, dass mit diesem Kind mein Herz im gleichen Takt schlägt. Bei ganz kleinen Zwergen ist ja überhaupt ausnahmslos alles goldig, was sie machen.
Etwa zu Beginn seines 2. Lebensmonates hatte ich das große Privileg, eine Woche lang Samuel, mein erstes Patenkind, jeden Tag zu sehen. Wenn ich des Vormittags in Ragnitz bei seiner Familie einlangte, war er schon putzmunter und ich war beglückt wie die heiligen drei Könige persönlich, ihn dort anzutreffen.
Samuels hübscher hebräischer Name rührt daher, dass sein Papa Thomas, mein Bruder, einige Jahre vor Samuels Geburt in Jerusalem für das jüdische Institut geforscht hat und sich generell leidenschaftlich mit Zionismus und dessen gewalttätiger Unterdrückung vor allem wegen der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt. Thomas hat sich aber nicht nur sämtliche verschiedene Kirchen in Israel angesehen – ein Schmelztiegel für Religionen ist Jerusalem ja allemal – sondern er hat auch im Toten Meer gebadet und damit angenehme Erinnerungen neben die bedrückenden Erfahrungen der Holocaust-Opfer gesetzt, womit der Name Samuel seinen Sinn als mehrfach gut gewählter Name einnimmt; und so wird es auch Samuel einmal tun. So habe ich gefühlt, als ich ihn in der Zeit, da er noch so ungeheuer klein war, im Arm halten durfte.
Mit den Monaten hat Samuel in geradezu schwindelerregendem Tempo schon viel gelernt und viele seiner Familienmitglieder und andere Interessenten an seiner Natur und seinem Wesen mit seinem sonnigen Gemüt begeistert und mitgerissen. Das ist echt herzerwärmend und man ist ganz verzaubert von seinen Gesichtszügen, die sich immer ausgeprägter zeigen. Dennoch ist er auch mit klareren Gesten und eindeutigerer Mimik nicht besonders auffällig in seinem Verhalten, fiel mir auf. Mir ist eigentlich aufgefallen dass Samuel eher eine ruhige Natur hat und damit ein Ruhepol in unserer großen Familie sein kann, das trotz seines kleinen Alters.
© Petra Stoppacher 2020-06-15