NatĂĽrlich muss auch ich meinen Senf, Marke mm, dazugeben.
Ich las Karl May wochenlang, unter der Bettdecke. Mit Taschenlampe. Das ist die beste Methode. Dadurch hört die Liebe zu Winnetou niemals auf. Eine heimliche Liebe. Was gibt es Schöneres!
Dabei war für meine Eltern nicht Winnetou und die kulturelle Aneignung das Problem, sondern, dass ich am nächsten Morgen in die Schule musste. Aber Gott sei Dank knarrte die Stiege in den ersten Stock so laut, dass ich genug Zeit hatte, Buch und Lampe zu verstecken. So oft mir diese Stiege später beim zu späten Heimkommen Probleme bereitet hat, im Falle Winnetou war sie ein Segen.
Ich las alle drei Bände. Von vorne bis hinten und dann wieder von vorne. Ich sah alle drei Filme. Mehrmals. Zuletzt vor wenigen Monaten mit den Enkelkindern. Die fanden es nicht gar so cool und mir fiel auf, dass da doch viele Reiter vom Pferd fielen. Grausam. Aber dann auch wieder aufstanden. Seltsam.
Ich war seinerzeit in alle drei verliebt. In Winnetou, Old Shatterhand und Götz George. Daran hat sich auch nichts geändert, als Pierre Brice einen von drei bayrischen Drillingen, bayrischinnen Drillinginnen korrekterweise, heiratete. Auch nicht, als ich erfuhr, dass Old Shatterhand …wie sage ich das jetzt korrekterweise? Da muss ich ein bisschen recherchieren, was man momentan sagen darf. I’ll be right back…
Und natĂĽrlich auch nicht, als sich Gott George als wilder Mann Schimanski durch DĂĽsseldorf schoss und proletete. Götz, Google!!! Nicht Gott! Sogar in Nshotshi, Winnetou’s Schwester, die bezaubernde Marie Version, Versini, Google, nicht Version!, war ich ein bisschen verliebt. Aber eher so auf die narzisstische Art. Ich wollte so aussehen wie sie, oder so wie Priscilla Presley. Na BRAVO!
Und nun sind wir wieder soweit. Ab unter die Bettdecke mit Winnetou 123! Gern, sage ich darauf! Ich hab damit kein Problem. Und Lex Barker und Götz George nehme ich auch mit. Ich weiß nur noch nicht, ob ich den Götz im blauen Hemd mitnehm oder den Götz mit dem roten Hemd. Die Nshotshi hat auch noch Platz. Wir müssen nur ein bisschen zusammenrücken. Aber mit Astralkörpern geht das eh ganz gut. Und die Priscilla hol ich mir auch noch, wenn ich schon dabei bin. Die frühere Version. Die BRAVO-Version. Version, Google, nicht Versini. Ob die Cilla, Cilla, Google, nicht Villa, ob die Cilla mit der hohen Turmfrisur ins Tipi hineinkommt, werden wir dann sehen. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.
Vielleicht sollte ich auch den Heinz Sichrovsky…auch Karl May Senfproduzent…und Storyone-Opfer…Na, das überleg ich mir noch.
Apropos kulturelle Aneignung: Darf ich den Maasai Schmuck, den mir meine Samburu- Tochter schenkt, noch tragen? Wen muss ich um Erlaubnis fragen? Wie komme ich zu einem gültigen Attest? Die Frage drängt, die nächste Schenkung steht unmittelbar bevor. Peninah liebt mich, ich liebe sie. Ich unterstütze ihren Clan in Kenia. Sie möchte sich dafür bedanken. Wie müssen wir beide da nun politisch korrekt vorgehen?
© 2022-08-30