von Bernd Schreiber
Ich esse gerne, alles Mögliche, aber vor allem zuviel davon. Seit einiger Zeit denke ich morgens im Bad, es würde sich um eine Lügewaage und einen Zerrspiegel handeln, aber ich muss der Wahrheit ins Auge sehen: Ich habe zugenommen. Die Füße werden beim Duschen zwar noch nass, aber trotzdem geht’s so nicht weiter. Schluss mit Ponyhof! Spazierengehen und Boulekugeln werfen reicht nicht mehr, da muss ein knallhartes Fitnessprogramm her. Marion unterstützt mich.
Wir können joggen, haben Fahrräder und eine Schwimmmöglichkeit vor der Tür. Was bietet sich in dem Fall mehr an als ein Triathlon? Also machen wir Triathlon. Gut, vielleicht nicht gleich so viele, höchstens einen pro Monat. Untrainiert wie wir sind, müssen wir das Vorhaben natürlich vorsichtig angehen. Wir schauen auf das Programm: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen. Wir müssen das Ganze sehr sehr vorsichtig angehen. Wenn wir irgendetwas davon ernsthaft probieren würden, würden wir nach kürzester Zeit einfach tot umfallen. Wir überlegen ein Zehntel davon zu absolvieren: 4,2 km rennen? Da würden wir tot umfallen. Wenn wir die Werte nochmal halbieren, entspricht das unserem Können in den Einzeldisziplinen, wir machen also einen 5%- bzw. 20stel-Triathlon.
Das geht der Reihe nach so: Als Erstes gehen wir an einer flachen Stelle langsam ins Wasser, benetzen uns vorsichtig mit dem Nass und werfen uns mit einem „Brrr, ist das kalt“ komplett in selbiges. Die „Bahn“ bis zum Nachbarsteg und zurück sind rund 200 Meter, also gut 5% der nötigen 3,8 km. Wir schwimmen sie in einem Stück durch, Marion richtig, ich mit Schwimmnudel. Ist leichter und macht mehr Spaß. Dann schwingen wir uns auf die Räder und ab Downtown nach Storkow City und zurück, das sind genau die geforderten 9 km. Mit unseren E-Bikes natürlich, wir haben leider keine anderen. Runter vom Rad, der Hund wartet schon, Halsband mit Leine angelegt und schon geht’s mit Bolero auf seine gut 2 km lange Kacki-Runde. Kommt hochgerechnet auf einen Marathon. Dieser „Walk of Lein“ ist mehr ein Intervall- als ein gleichmäßiger Lauf. Er läuft zwar gern im Wolfstrab, bei dem man gut mitjoggen kann, aber wehe, er riecht einen unbekannten Artikel. Dann bleibt er abrupt stehen und liest erstmal. Manchmal ist es wohl der Leitartikel dessen, was für ihn die Tageszeitung ist. Das dauert. Die Gesamtzeit für die Strecke teilt sich in ein Drittel Bewegung und zwei Drittel Pausen auf. Ist das alles gemacht, ist der 5%er vollbracht! Nun werden Sie sagen: „Was für’n Quatsch, das ist doch nur ein Bruchteil und erst recht kein Triathlon pro Monat!“ Stimmt, aber wir machen das einfach 20 Mal pro Monat, haben dann den vollständigen Triathlon geschafft und noch 10 flexible Erholungstage dazwischen. So machen wir das, zumindest den Sommer über, wenn man Badengehen kann.
Nächste Woche fangen wir an!
Bild von Russell Holden auf Pixabay. Danke.
© Bernd Schreiber 2021-06-06