Wir sind dann wieder mal kurz weg

Angela Buchegger

von Angela Buchegger

Story

Nach vielen Kilometern, unterwegs auf Pilgerwegen, ist der Alltag eingekehrt. Der tägliche Kampf um Leben und ums Überleben zermürbt oft. Und die Sehnsucht nagt.

An einem arbeitsreichen Vormittag, treffe ich mit meiner lieben Arbeits- und Pilgerkollegin, Martina, im Korridor zusammen. Sie ist erschöpft und traurig. „Mir wird schon alles zu viel! “Klagt sie. „Und es gibt keine Aussicht, sich wieder einmal auf einem Pilgerweg begeben zu können. So eine Pilgerwanderung ist für mich immer das allerschönste Erlebnis. Da kam ich stets voller frischer Kraft zurück!”

„Ja, da sollten wir Abhilfe schaffen. Für diesen schweren Weg, den wir immer gingen, über all die Berge, fehlt mir in diesem Jahr einfach die Kondition. Doch wir könnten ja mal den Jakobsweg gehen. Nicht unten in Spanien, sondern gleich hier vor unserer Haustür weg. Dieser spezielle Weg wurde soeben ins Leben gerufen und ich hoffe, dass Dieser keine so schweren Passagen beinhaltet!“ Tröste ich Martina.

So begann die Idee zu reifen und wurde gleich unserer Pilgerfreundin Cilli, die zum Spätdienst kam, unterbreitet. Sie war auch Feuer und Flamme, gab aber zu bedenken, dass es dreitausend Kilometer sind, bis zum heiligen Ziel.„Etappenweise werden wir es schon schaffen!“meinte Martina und so ging es nach Dienstschluss zielstrebig an die Planung.

Es war aber bereits September, als für uns die Zeit reif wurde, um aufzubrechen. Inzwischen durften wir den Initiator des weststeirischen Jakobsweges kennenlernen und ich selbst setzte mich auch intensiv mit der Person des heiligen Jakobus auseinander.

Wer ist er überhaupt, dieser Heilige, den wir hier auf diesen weiten Wegen folgen werden?

„Der Maurentöter“, sagen manche. Aber einen Töter mag ich nicht folgen. So informierte ich mich ganz intensiv, über die Lebensgeschichte dieses Apostels.

Ein Mann, aus den ersten Kreisen der Jesusjünger, ist er. Jakobus der Älteste. Er hat auch viele Wunder vollbracht. So wurde für ihn die große Kathedrale in Santiago de Combostella erbaut, wo seine heiligen Gebeine ruhen und wo seither das Ziel vieler Pilger ist.

“Da brauchen wir eine Pilgermuschel!“ Meinte Martina. „Ja, die werden wir uns besorgen, weil jede ordentliche Pilgerin trägt so eine ja bei sich.“

Seit Anbeginn der Pilgergeschichte gehörte eine Muschel und ein Pilgerstock zur Ausstattung der Pilgerreisenden. Die Muschel wurde vor allem zum Wasserschöpfen gebraucht. Die Legende erzählt, dass ein Ritter, welcher dem Schiff, das die Gebeine des Heiligen nach Santiago brachte, entgegenritt, im Meer beinahe ertrank. Auf wundersame Weise tauchte er wieder auf, wobei Pferd und Reiter mit Jakobsmuscheln übersät war. Deshalb ist diese Muschel ein Symbol.

Bald sind wir drei sehnsuchtsvollen Pilgerinnen, mit allen nötigen Utensilien ausgestattet. Sorgfältig wird der Rucksack gepackt, die Route gecheckt und die richtigen Schuhe ausgewählt. Die Vorfreude ist groß. Nun wird nur noch auf schönes Wetter gehofft.

© Angela Buchegger 2021-04-18

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