von Alexandra Dorn
Das Haus, endlich fertig, der Garten, na ja, eine Kraterlandschaft. Es war Frühjahr und die Kinder wollten natürlich nach draußen und spielen. Außerdem hatten wir ihnen etwas versprochen, sobald das Haus fertig wäre, sollten sie ein Trampolin bekommen. Und nun war das Haus fertig, der Garten aber nicht. Wo sollte man da ein Trampolin aufstellen? Gekauft hatten wir es schon länger, da es in Aktion war. Und nun stand es im Keller und wartete darauf, das Tageslicht zu erblicken. Jeden Tag wurde ich von meinen beiden Kids gelöchert: „Wann stellt ihr das Trampolin endlich auf.“ Die Tage wurden immer wärmer, doch wir kamen mit dem Garten nicht voran, da mein Mann die Woche über in Deutschland arbeitete und nur an den Wochenenden Zeit hatte. Irgendwann war ich so genervt von dem Quengeln der Kinder, dass ich zu meinem Mann sagte: „Wir stellen das Trampolin provisorisch auf.“ „In Ordnung, das habe ich mir auch schon die ganze Zeit überlegt“, meinte er. Gesagt, getan, er baute das Trampolin inmitten der Kraterlandschaft auf und die Freude war groß. Tagelang wurde fleißig auf dem Trampolin herumgesprungen. Bis, ja bis zu jenem Sonntag. Die Kinder hüpften den ganzen Nachmittag wieder auf dem Trampolin. Der Jüngste musste ministrieren, damit er noch duschen konnte, rief ich beide Söhne herein. Wir waren noch nicht lange im Haus, als es einen lauten Knall gab. Erschrocken rannten wir nach draußen. Das Trampolin war verschwunden. Wir sahen uns suchend um und entdeckten es voller Entsetzen an der Hauswand unseres Nachbarn klebend. Obwohl es vorher absolut windstill war, hatte anscheinend eine plötzliche Windhose das Trampolin hochgehoben und an die Wand geschleudert. Da wir das Trampolin nur provisorisch aufgestellt hatten, war es natürlich nicht im Boden verankert gewesen, ein unverzeihlicher Leichtsinn von uns. Es stellte sich heraus, dass das Trampolin nicht nur die Hauswand beschädigt hatte, sondern auch noch das Auto des Schwiegersohns, dass an der Hauswand parkte. Uns war das absolut peinlich, da wir erst seit kurzem hier wohnten und die Nachbarn noch nicht richtig kannten. Das war ein schöner Einstand. Aber sie nahmen es gelassen auf und die Versicherung übernahm den Schaden. Doch ein weiterer Schreck erwartete uns vor der Haustür, als unser Sohn an diesem Tag doch noch zum Ministrieren gehen wollte. Genau neben dem Auto lag etwas Undefinierbares. Bei näherem Hinsehen stellten wir fest, dass es sich um den oberen Teil des Schornsteins handelte. Ein schweres Teil. Die Windhose hatte nicht nur das Trampolin erfasst, sondern auch diesen vom Dach geweht. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn eines der Kinder vor dem Haus gespielt hätte und der Schornstein wäre heruntergekommen. Das Loch in der Hauswand und die Kratzer am Auto des Nachbarn waren dagegen harmlos.
© Alexandra Dorn 2021-04-25