von renate schiansky
Total ungewohnt, nach so vielen Jahren ein Urlaub ohne Kinder! Dennoch bin ich nicht ohne Reisegefährtinnen! Wir trafen uns in Riga: Mama und ich kamen aus Wien, Krystyna aus Krakow. Mama kannte Krystyna noch nicht, aber die beiden fanden einander auf Anhieb sympathisch – nicht dass ich daran gezweifelt hätte, ich kenne sie ja beide! Einem entspannten Urlaub stand jedenfalls nichts im Wege.
Krystyna machte uns gleich mit ihrer Freundin Maria bekannt, einer Lehrerin für Geschichte, die uns auf eine absolut fantastische Stadtführung mitnahm. Abends saßen wir in einem gemütlichen Gastgarten noch lange zusammen, quatschten auf Englisch, Russisch und Deutsch; gegen die baltische Kälte gut mit flauschigen Decken und wärmenden Drinks versorgt.
Sonnenschein begrüßte uns am nächsten Morgen und wir nahmen den Zug nach Jurmala, dem Badeort an der Ostsee, mit seinem gut 30 km langen weißen Sandstrand, Gut, zum Baden war es mir jedenfalls zu kalt! Aber wunderschön die Promenade und köstlich der Kaffee in der Strandbar.
Am nächsten Morgen holten wir den Mietwagen ab, und los ging die Tour. Gute 150 km bis Kuldiga; dort hatten wir ein Apartment reserviert. Unterwegs lässt die Kreuzritterburg Segewold aus dem 13. Jahrhundert unsere Historikerherzen übergehen.
Am frĂĽhen Nachmittag erreichen wir Kuldiga und suchen unser Apartment. Aber an der angegebenen Adresse steht nur ein uraltes, leicht verfallen wirkendes Holzhaus ein wenig schief an der StraĂźe. Wir klopfen trotzdem, aber niemand öffnet uns. Ob da ĂĽberhaupt noch jemand wohnt? UnschlĂĽssig sehen wir einander an, stehen eine Weile ratlos herum und beschlieĂźen dann, an der Tourist – Info nachzufragen. Jaja, bestätigt man uns, das ist schon die richtige Adresse. Vielleicht war es nur als Treffpunkt gemeint, und das Quartier ist ganz woanders? Ein Blick auf die Uhr sagt uns, check-in beginnt erst in einer knappen Stunde. Wir beschlieĂźen, zu warten, gönnen uns in einer kleinen Gaststätte schräg gegenĂĽber einen Imbiss und ĂĽberlegen uns Alternativen, falls sich das Apartment als Bruchbude erweisen sollte.
SchlieĂźlich klopfen wir noch einmal an die verzogene HolztĂĽre. Diesmal öffnet sie sich, wir werden freundlich begrĂĽĂźt, unsere Sorgen schrumpfen ein wenig, als wir der eleganten Lettin durch einen dunklen Flur und ĂĽber eine schmale Treppe folgen. Mit einem groĂźen SchlĂĽssel schlieĂźt sie eine weitere schwere HolztĂĽre auf … und wir trauen unseren Augen nicht. Das Apartment ist hell und weitläufig, heimelig eingerichtet und modernst ausgestattet mit allem, was man sich nur wĂĽnschen kann.
Wir logieren im ältesten Holzhaus der Stadt, erklärt man uns, erbaut 1670 als Wohnhaus der Ratsherren und unter strengem Denkmalschutz; an der Fassade darf nichts verändert werden.
Drinnen aber ist für Bequemlichkeit bestens gesorgt. Wir sind begeistert. Auch von Kuldiga, der wunderschönen Stadt an den Stromschnellen der Venta.
© renate schiansky 2021-02-17