Wohnung Nummer 6

Rosenbusch

von Rosenbusch

Story

Langsam steigt er die ausgetretene Treppe in den zweiten Stock hinauf. Die Gangbeleuchtung ist diffus und zuckt immer wieder auf und ab. Das ganze Haus schaut verwahrlost und schmutzig aus.

Er bleibt auf der Stufe stehen und nimmt einen zerknitterten Zettel aus seiner Jackentasche. Er macht sein Feuerzeug an, damit er die Adresse, die daraufsteht, besser lesen kann. Doch, es ist die richtige Straße und die richtige Hausnummer. Im zweiten Stock sucht er nach der Türnummer sechs. Es ist die letzte Wohnung, ganz hinten im Gang. Die Glühbirne in der Deckenleuchte ist kaputt und er muss wieder sein Feuerzeug zur Hilfe nehmen. Ja, das ist die Nummer sechs.

Die uralte Tür hängt windschief in den Angeln und schließt nicht mehr richtig. Er klopft an, doch niemand antwortet. Er klopft lauter und ruft: “Hallo, ist jemand zu Hause? ”Noch immer keine Antwort. Er öffnet die Tür und steht in einem dunklen Vorraum. Er sucht nach einem Lichtschalter, doch er findet keinen. Er stolpert beinahe über eine Tasche, die auf dem Boden steht. Eine dunkelbraun gestrichene Tür steht einen Spalt offen. Aus dem Zimmer dringt gedämpfte Musik und ein Lichtschimmer. Neugierig geht er in den Raum hinein. Angenehme Wärme schlägt ihm entgegen. Es brennt nur eine kleine Stehlampe und mitten im Zimmer befindet sich ein großes, gemütliches Bett. Alles wirkt sauber und gut gepflegt und ein aromatischer Duft schwebt im Raum. Die Wohnung steht im krassen Kontrast zum Rest des Hauses.

Dichte, weinrote Vorhänge sind vor den zwei Fenstern vorgezogen und dicke, flauschige beigefarbene Teppiche liegen auf dem Parkettboden. Das Bett besteht aus schwarzem Metall, mit wunderschöner Ornamentik und vielen Polstern, die um eine Frau drapiert sind, die nur ein durchsichtiges, langes, schwarzes Negligee trägt. Sie lächelt ihn an und fragt:“ Wer hat dich zu mir geschickt? Antoine?“ Er nickt nur und sie winkt ihn zu sich: “Komm her zu mir. Was kann ich dir Gutes tun?”

© Rosenbusch 2023-03-15