von Oberbayerin
Strick- und Häkelfreunde werden es kennen: Manchmal kommt es vor, dass sich Wolle so verheddert und verknotet, was ein Entwirren zu einer mühevollen Herausforderung macht. Ein Haufen Wirr Warr, kein Anfang oder Ende zu finden, dazwischen Chaos pur.
Jetzt könnte man die sprichwörtliche Verwicklung einfach entsorgen. Aus den Augen, aus dem Sinn, wie es so schön heißt. Aber will ich das? Die Wolle ist ein Unikat, handgefärbt. Ich habe sie teuer bei meinem Woll- Dealer erstanden. Und sie gefällt mir so gut!
Also setzte ich mich hin und betrachte das Ganze genauer. Irgendwo beginnt das Tohuwabohu, und nach vorsichtigem Suchen finde ich den Anfang. Ungeduldig zupfe ich fest daran, merke aber sofort, dass das nichts bringt. Im Gegenteil, die ganzen Schlingen ziehen sich noch fester zusammen und es gibt kein vor und zurück.
Ich muss den ersten Knoten finden und ihn mit Fingerspitzengefühl vorsichtig auseinander dröseln. So mache ich das dann- einem nach dem Anderen. In Ruhe, ohne ruckartigen Zerren. Das erfordert Geduld. Mehr als einmal möchte ich den ganzen Verhau in die Ecke pfeffern und aufgeben! Dann höre ich vorläufig auf, beschäftige mich mit etwas Anderem und denke darüber nach, ob es vielleicht eine andere Möglichkeit gibt, um das Woll Chaos zu beseitigen. Wenn ich wieder genug Konzentration und Ehrgeiz habe, mich dem wolligen Problem zu stellen, mache ich weiter. Aufmerksam sitze ich da, gehe das Ganze Knoten für Knoten an, und finde es teilweise spannend und auch befriedigend, wenn sich wieder und wieder eine Schlinge löst. Der entwirrte Wollknäuel wächst, das Durcheinander wird weniger und übersichtlicher. Und es geht mir mit der Zeit auch immer leichter von der Hand, das Entknoten.
Irgendwann habe ich es geschafft, und ich bin stolz, dass ich nicht aufgegeben habe. Ich kann mit Genuss weiterstricken und habe ein selbstgemachtes Kleidungsstück, an dem ich mich lange erfreuen kann.
Ja, das war jetzt meine Geschichte zum Thema „Wollkotze“. So nenne ich den Wirr Warr, der sich manchmal aus einem Knäuel ergießt.
Ich frage mich gerade, ob ich diese Taktik auch im Alltag anwenden sollte?
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Zeichnung ist von mir.
© Oberbayerin 2023-03-16