Dieses eine Wort. Ich kann es fast spĂĽren, wie es in meinem Kopf herumgeistert, um endlich auf meiner Zunge zu landen. So sitz ich da mit heftigen Mundbewegungen „wa…wi…we…“, aber mehr will meine Zunge nicht ausspucken. Es ist einfach wie verhext.
Ich seh meine Freundin, wie sie mir lächelnd etwas erzählt, und dann war da dieses eine Wort, das jetzt unbedingt in diese Geschichte gehört, aber ich finde es nimmer. Fast höre ich ihren Tonfall, aber der Inhalt ist mir nicht greifbar, verflixt.
Na gut, mach ich mal Pause, vielleicht fällt es mir dann ein, dieses eine Wort. Während ich herumwerkle, tauchen wahlverwandte Begriffe auf. Sinngemäss ging es Richtung „grantig“ oder „ungehalten“…
Google! fällt mir ein, ich mach mich also im Internet schlau. „Gereizt“, „knurrig“ find ich da, aber dieses eine Wort steht nicht da. Aus jetzt, ist ja verrĂĽckt, stundenlang nach einem Wort zu suchen. Leicht missgelaunt mach ich mit meinem Tagewerk weiter, und plötzlich ist es da, dieses eine Wort: „MĂĽrrisch!“
Wortfindungsstörung nennt man das. Wenns nur für eine story ist, dann zuck ich mit den Achseln und nimm halt ein Ersatzwort. Aber wie oft passiert es, dass ich zum Beispiel jemand etwas zeigen will:
„Da schau, dieses …. Dingsbums… Dings, na geh, fällt mir nicht ein…“
Wenn derjenige neben mir steht, sieht ers ja und fragt dann vielleicht nach: „Meinst das Brotkörbchen oder..?“ Da finden wirs dann schon. Am Telefon ist das nimmer so einfach. Da muss ich oft eher dĂĽmmlich aussehen, wenn sich meine Lippen öffnen und schliessen. Dann geb ich Laute von mir, die nach „Uiuiui“ oder „aaahphu“ klingen, und dabei deute ich auf etwas, das mein Gesprächspartner leider nicht sieht, versuche es zu umschreiben und bin stinksauer, wenns mir nicht gelingt.
In meiner story-Bio hab ich ja geschrieben, dass ich mit meinen Geschichterln hier auch gegen meine Wortfindungsstörungen ankämpfe. Immer wieder gibts Kommentare, dass sie bei mir etwas derartiges nicht finden können.
Naja. Wenn ich im Fluss bin, dann fallen mir die Wörter meistens zu. Meistens halt. Wenn ich mit Unterbrechungen schreiben muss, dann passieren mir solche Aussetzer des öfteren. Und dann agiere ich wie vorhin beschrieben. Gut, wenn ich drĂĽber lachen kann – und womöglich mein Gesprächspartner auch!
Manche Assoziationen haben schon grosses erheiterndes Potential. Einmal suchte ich krampfhaft nach einem erotischen Begriff, also ein Wort fĂĽr einen bestimmten erotischen Zustand. Ich verwarf „weich“, „wild“, „aufgelöst“. Als das Wort plötzlich kam, lachte ich laut los: „zittrig!“, denn eigentlich ging es nicht um alte und gebrechliche Tattergreise, aber genau dieses Wort passte.
Tja, solang ich drĂĽber lachen kann, komm ich damit zurecht. Und ich bleib dabei: das Schreiben hier ist mir oft hilfreich bei meinen Wortfindungsdingsbumserln…
© rebella-maria-biebel 2019-08-27