Wos is heut‘ für Tag (7)

Regina Fürhacker

von Regina Fürhacker

Story

Heut is Sonntag – heut is Bratltag

Zum x-ten Mal schaut sie auf die Uhr. Sie kommt zu spät, weil die blöde Straßenbahn nicht kommt. Sie zündet sich nun doch eine Zigarette an, inhaliert hastig. Das Feuerzeug wirft sie einfach in die Handtasche. Sinnlos ihm einen bestimmten Platz zuzuweisen, sie sucht später sowieso wieder. Na also. Die Bim. Eine weitere Konstante in ihrem Leben.

Damals führte der Weg zum Mittagessen durch den Wertheimsteinpark. Genügend Zeit, um die Vorfreude aufs Grillhendl zu steigern. Da nahm sie den langen Weg in Kauf. Auto hatten sie keines, und die Straßenbahn war am Sonntag keine Alternative. Man wartete ewig, außer wenn die Mutter sich eine Zigarette anzündete, dann kam die Bim sofort.

In Tante Herma’s Elektrogriller passten sogar zwei Hendln hinein. Sie stand dann in der Küche und schaute beim Rotieren zu. Spannend. Die Haut bekam Blasen, wenn sie der Heizschlange nahe kam. Beim Hinunterdrehen wurde die Haut wieder glatt, um dann bergauf wieder langsam Blasen zu bilden. Sie bekam rote Wangen.

Wenn die Flügerl nicht gut festgebunden waren, fuhren die Hühner ganz schnell bergab, und bergauf ruckelte es. Dann wurden sie auch nicht gleichmäßig braun, und Tante Herma ärgerte sich. Onkel Kurt beruhigte sie dann, denn es schmeckte großartig. Zart und saftig wie immer. Dazu gab es Reis und Gurkensalat mit Rahm und Dille.

Während die Mutter und sie bergauf schnauften, musste sie das Einmaleins aufsagen, dafür legten sie am Spielplatz eine Pause ein. Sie drehte sich am Drahdiwaberl, da konnte man seine Geschwindigkeit selbst bestimmen, indem man mit dem Fuß antauchte. Lieber nicht zu schnell.

Es gab da aber etwas, das sie reizte. Schon so oft hatte sie gesehen, wie andere Kinder auf dem Ding liefen. Es sah einfach aus. Wie ein Hamster im Rad. Nur oben drauf.

An diesem Sonntag war der Spielplatz leer. Niemand, der sie auslachen würde.

Schon das Aufsteigen auf die Trommel war schwierig, aber die Mutter hielt sie fest. Sie versuchte, sich an den Griffen aufzustützen. Es misslang, die Füße rutschten weg.

Diesmal wollte sie aber nicht so rasch aufgeben. Stur setzte sie einen Fuß vor den anderen. Das Ziel war natürlich, möglichst lange auf der Trommel zu laufen. Doch sie war schon froh, dass sie sich einige Umdrehungen lang oben halten konnte.

Dann ging es ganz schnell bergab. Wie beim Grillhendl, wenn die Flügerl nicht gut festgebunden waren. Wenigstens bekam sie keine Blasen.

Ob der Griller noch funktioniert? Das riesige Gerät steht schon seit Jahren auf der Kredenz in Mutters Küche. Unter seiner mit DC-fix in Streifenmuster beklebten Schachtel.

Wenn sie Lust auf ein Grillhendl hat, kauft sie sich ein halbes beim Imbissstand. Und Peter kriegt Pizza.

Sie wird den Griller zur Caritas bringen.

© Regina Fürhacker 2021-04-18

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