Wühlkisten-Fasching …

Giggu

von Giggu

Story

Seit einigen Tagen ist der Fasching eingezogen. Dem ist es egal, ob man ihn mag oder nicht, ob man sich verkleiden mag oder nicht. Und so wühle ich in der Kiste, in der Erinnerungskiste der vergangenen Faschingszeiten.

Ja, was haben wir denn da? Das sind die goldenen Armreifen (Marke: Unecht), die ich zum Ballkleid vor viel zu vielen Jahren trug. Damals am Stockerauer Gewerbeball. Gut, auch nicht die vornehmste Location, aber immerhin hatte ich dort etwas Großes gewonnen (186 cm, männlich, musikalisch, sportlich) und bis heute nicht umgetauscht.

Ich wühle weiter. Ach, ja! Die schwarze Perücke, als ich mich für ein privates Gschnas als – damals noch erlaubt – Zigeunerin verkleidet hatte. Mit dabei eine Glaskugel, die Tarot-Karten und jede Menge schräger Interpretationen meinerseits über die Zukunft der einzelnen Gäste. Natürlich kostenlos, bin altruistisch!

Oh! Was ziehe ich da aus der virtuellen Kiste? Ein kariertes Kopftuch, das Überbleibsel vom Faschings-Dirndl. Daran erinnere ich mich nicht so gerne, habe ich mich doch nicht eben mit Ruhm bekleckert. Und das kam so: Ein Heurigenbesuch mit Kolleginnen und Kollegen in der Faschingszeit. Wir fuhren, fünf Leute in einem Auto und in Tracht, Richtung Bisamberg. Lustig war´s! Nun bin ich keine Weintrinkerin. Kein Problem, es gab für mich ja Apfelsaft und später einen Autoschlüssel, weil noch nüchtern. Ich fahre mit jedem Auto, ich fahre gerne Auto … nur nicht zum ersten Mal mit einer Automatik mit vier übermütigen Mitfahrern. Eine langgezogene Kurve und ich hatte das falsche Pedal getreten – Schweißausbruch – rechtzeitig noch korrigiert. Die vier Lachwurzen im Auto hatten nichts mitbekommen. GsD!

Ha! Ein Lorbeerkranz und ein goldenes Stirnband. Das Gschnas-Motto war “Antike”. Hans wollte Cäsar sein und ich schwarzperückig und stark geschminkt die Cleopatra, in Leintücher gehüllt sahen wir passabel aus, aber nicht faschingslustig. Daher bekam Cäsar ein blaues Auge und Cleopatra lächelte mit zwei geschwärzten Zähnen. Gaudium incipiendum!

Es gibt noch einige Accessoirs in meiner Gedankenkiste, aber die Kostüme dazu werden immer bescheidener. Mit den Jahren hat der Spaß am Verkleiden nachgelassen, wir sind bequemer geworden. Das vorletzte Aufflackern war eine Einladung unter dem Motto: “Originelle Kopfbedeckung”. Da legten sich alle Freunde nochmals ins Zeug. Der erste Preis ging an Anni, die mit ihren Lockenwicklern im Haar erschien.

Und die allerletzte kostümierte Zusammenkunft war eine Damenrunde bei mir und ein großes Geheimnis. Das Motto wurde den Männern nicht verraten, sie durften sich nämlich erst zwei Stunden später dazugesellen. Wir hatten keine Ahnung, welche Vorstellungen sich die Herren über unsere geheimnisvollen Kostüme machten. Oder vielleicht doch – im Sinne von: “Weniger ist mehr”?

Wir Mädels waren züchtige Engelchen – authentischer geht´s nicht, oder?

© Giggu 2022-11-19

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