von Irene Werren
Die Sonne ist längst untergegangen, ein feurig roter Streifen zieht sich aber immer noch über den Himmel als feuriges Versprechen für einen verheißungsvollen Abend.
Die Luft ist immer noch angenehm warm und duftet nach süßem Holunder und Vanille.
Die Tische im Bistro beginnen sich langsam zu leeren, die meisten Leute zieht es weiter. Vereinzelt sitzen noch einige wenige an einem Tisch, die hier den Abend ausklingen lassen.
So auch sie.
Unschlüssig sitzt sie da, mittlerweile vor einem stillen Wasser. Die Hoffnung, dass sie ihrem Blind Date nochmals begegnet, beginnt zu erlöschen. Ach, was ist sie doch für ein Pechvogel, was die Liebe angeht.
Natürlich hatte sie die eine oder andere Beziehung, die meisten blieben oberflächlich, nur eine einzige ging ihr so richtig unter die Haut und traf sie mitten ins Herz. Damals hat sie sich wohl zu sehr in etwas verrannt und sich zu heftig verbrannt, als dass sie innerlich bereit gewesen wäre, sich wieder auf jemanden einzulassen „mit Haut und Haaren“.
Sie seufzt leise, lehnt sich entspannt in ihrem Stuhl zurück, schlüpft aus den Sandaletten und dehnt erleichtert ihre Füße. Ein herrliches Gefühl! Leise summt sie die Melodie des Chansons mit, das im Hintergrund gespielt wird:
C’est drôle tu es parti
Et pourtant tu es encore ici
Puisque tout me parle de toi
Un Parfum de femme(homme, korrigiert sie ganz leise)
L’écho de ta voix
Ton adieu, je n’y croix pas du tout
C’est un au revoir, presqu’un rendez vous
Ça va pas changer le monde
Il a trop tourné sans nous
Il pleuvra toujours sur Londres
Ça va rien changer du tout
Plötzlich wird sie aus ihrer Träumerei gerissen.
Ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren steht aufgeregt vor ihr und fragt sie: „Sind Sie die Marilyn?“
Erstaunt schaut sie hoch. Wieso kennt diese junge Frau ihr Pseudonym? Das kann nur eins bedeuten.
© Irene Werren 2025-06-03