Wurzeln und Flügel

Ich habe lange geglaubt, ich müsste mich entscheiden.

Zwischen Herkunft und Herz.

Zwischen dem, was war, und dem, was werden will.

Meine Kultur hat mir vieles gegeben: Halt, Gemeinschaft, Stärke.

Aber sie hat mir auch manches genommen – Raum, Sanftheit, das leise Fragen.

Lange habe ich gedacht, mit mir stimmt etwas nicht.

Warum fühle ich mich zugehörig – und gleichzeitig fremd?

Heute weiß ich:

Kultur ist kein starres Konstrukt.

Sie darf atmen.

Ich kann lieben, was mich geprägt hat – ohne mich ganz darin zu verlieren.

Ich darf das annehmen, was mir gut tut, und das lassen, was mich verletzt hat.

Ich bin nicht undankbar, nur ehrlich.

Denn das Leben besteht nicht nur aus Wurzeln.

Es besteht auch aus Neugier, aus Bewegung, aus Begegnung.

Ich kann meine Herkunft ehren, ohne sie heilig zu sprechen.

Ich kann sie tragen, ohne dass sie mich tragen muss.

Offenheit, Wahrheitssuche und ein mutiges Herz – sie führen mich dorthin, wo ich nicht nur jemand sein muss, sondern jemand sein darf.

Und das ist vielleicht die größte Form von Frieden.