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Simon Koster

von Simon Koster

Story
Kopenhagen 1807

„Mutter! Mutter!“

Nachdem er seinen Schock überwinden konnte, war Finn so schnell er konnte zu dem Lagerhaus gelaufen, wo die Mutter sich um jüngere Kinder aus der Nachbarschaft kümmerte, deren Eltern bei der Verteidigung der Stadt mithalfen.

Die Mutter kam ihm entgegen, da sie ahnte, dass es besser wäre, wenn die Kinder nichts mitbekämen „Was ist los, mein Sohn?“

„Vater. Sie haben ihn auf einem Karren durch das Osttor geschoben. Mit den anderen Soldaten. Er ist erschossen worden. Durch die Brust. Es…es tut mir leid“ er hatte Tränen in den Augen.

Die Mutter fing an zu schluchzen und nahm ihren Sohn in den Arm. „Du kannst nichts dafür. Dein Vater war ein tapferer Mann. Ein guter Mann.“

„Er hatte es nicht verdient zu sterben!“

„Wir können es nicht ändern. Das ist das Leben“, meinte die Mutter.

Nein, dachte Finn, es waren die Engländer.

* * *

Die nächste Woche kam und ging. Die Briten begannen, Batterien um Kopenhagen zu bauen, um die Stadt zu belagern. Es gab immer wieder kleinere Gefechte zwischen den trainierten Berufssoldaten der britischen Armee und den unerfahrenen freiwilligen Fischern und Seeleuten, die den Großteil der dänischen Milizen bildeten.

Das bedeutendste dieser Scharmützel fand einige Kilometer südlich in Køge statt, von wo aus General Castenschiold einen Angriff gegen die rechte Flanke der britischen Linie starten wollte, jedoch nicht erfolgreich war.

Finn blieb noch einige Tage im Warenhaus, um seiner Mutter Beistand zu leisten und sich selbst abzulenken. Ella erzählten die beiden nichts von dem Tod des Vaters, doch die Achtjährige merkte selbst, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Was ist mit Vater passiert?“, fragte sie Finn eines Abends.

Er wusste nicht, was er sagen sollte, also schwieg er.

„Ist er verletzt? Oh Gott, nein, ist er tot?“ Ella war erschrocken

Finn ließ seinen Kopf hängen. „Es tut mir leid, Ella“ Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich hin. Sie fing an zu weinen. „Es wird alles gut, Ella, es wird alles gut. Du hast immer noch uns.“ Er versuchte sie zu trösten und wusste, dass er es nicht konnte.

In diesem Moment hörten sie ein lautes Surren außerhalb des Warenhauses und dann einen Knall weit über ihnen. Wenige Augenblicke später kam die Mutter durch die Tür gestürmt. „Schnell, wir müssen die Kinder hier rausholen! Die Engländer haben angefangen, die Stadt zu bombardieren!“

© Simon Koster 2024-08-21

Genres
Romane & Erzählungen