Die Zeit lässt uns ihren kalten Atem der Vergänglichkeit spüren. Sie lässt uns bisweilen anerkennen, dass wir nicht unendlich sind. Mahnt uns zu Besinnung, Wert auf das Wesentliche zu legen, geradezustehen, für uns einzustehen, mit all unserem Schmerz und vor allem Liebe.
Sie mahnt uns, die Liebe auch tatsächlich anzunehmen, sich demütig zu zeigen. Zeit vergibt und dennoch lässt sie uns nicht in Ruhe. Hält uns fest, obwohl sie immerfort weitergeht, mit oder ohne unser Zutun oder unsere Zustimmung. Wir sind Passagiere unseres Handels, ob bewusst oder unbewusst ist hierbei nicht von Belang.
Aufgelöst in der Ewigkeit unserer Eitelkeit, der Illusion unterliegend, Mitbestimmungsrecht zu haben.
Zeit passiert ohne unser Zutun, vielmehr ist sie allgegenwärtig. Zeitmessung ist ein kläglicher Versuch, sie zu unterjochen. Ihrem ureigenen Strom des Universums fernab unserer Begrifflichkeit folgen zu wollen. Dem Verstand enthoben. Etwas zu messen, dass immer vorhanden ist, erscheint paradox. Leider verstehen wir Existenzen nicht anders.
Welch kläglicheren Versuch, uns zur Ewigkeit zu katapultieren. Wir lassen uns vom Zeitstrom derer mitziehen. Zeitdiebe, kaum hinterfragend oder anzweifelnd.
Hinnehmen ist unsere einzige List, der trügerischen Ruhe geschuldet.
Frieden, auf wackeligen Lügen begründet …
Ja, ein wenig dürfen wir uns selbst positionieren, es glaubhaft versuchen und immer wieder mit dem Neuen beginnen. Sind wir doch noch viel mehr im Reptiliengehirn zu Hause, als wir es glauben wollen?
Das ist unsere Aufgabe? Zu beginnen, zu leben, zu sein, wenn möglich, ohne andere damit zu zerstören, zu deformieren oder gar zu benutzen. Doch da ist die erste Falltür. Ab wann benutze ich jemanden, ist (doch) jede Handlung mit Kalkül verbunden? Oder mit dem Suchen nach Vorteil?
Die Evolution hat uns ganz schön in der Hand, Prada, Gucci und hoher Technologie zum Trotz.
Errichten und dann wieder zerstören können wir gut, bereits von Geburt aus einer perfekten Utopie in uns verankert.
© Bernhard Brandstätter 2021-10-16