Zeitumstellung von Sommer-auf Winterzeit

Hermann Exenberger

von Hermann Exenberger

Story

Es ist die 84. Umstellung, obwohl sich viele einig sind, es sei einfach ein Schwachsinn. So denke ich mir, in manchen Dingen ist der Mensch scheinbar unfähig, einen einmal begangenen Unsinn zu korrigieren und rückgängig zu machen.

In einer EU-weiten Online Umfrage im August 2018 stimmten 84 Prozent der Teilnehmenden für ein Aus der Zeitumstellung. Die Mehrheit dieser 4,6 Millionen Personen war für eine dauerhafte Sommerzeit, weil diese den Leuten offenbar genehmer ist, weil sich der Tag länger nutzen lässt. Ich war auch dabei, ja ich habe mitbestimmt.

Trotzdem wurden in der Nacht vom 29. auf 30. Oktober 2022 die Uhren wieder einmal um eine Stunde zurückgedreht. Die Winterzeit (eigentlich heißt es Normalzeit) trat in Kraft und die Tage enden ab jetzt früher, obwohl die meisten Menschen nicht wollen, dass der Winter neben kalt auch dunkler wird.

Die heutigen Zeitumstellungen wurden 1980 eingeführt, um Energie zu sparen. Doch die Rechnung ging nicht auf und kostete. Anstatt sie mit einem Federstrich vom Tisch zu wischen, verheddern sich die EU-Länder in Diskussionen über mögliche Konsequenzen und Chancen auf Eigenzeiten. So wie Goethes „Zauberlehrling“ werden sie die Geister, die sie riefen, nun nicht mehr los. Der große Meister, der das Treiben abstellt, fehlt, und nicht nur hier. Wer bindet Kreuzfahrtschiffe in ein Korsett, das sie erträglich für die Umwelt macht? Wann werden Straßenbeleuchtungen eine Stunde später eingeschaltet und eine Stunde früher abgedreht, um Strom zu sparen? Und wie geht es mit den “Heizschwammerln” vor Lokalen weiter? Und wie geht es weiter in Wien am Graben, der von überdimensionalen Lustern in ein Art Wohnzimmer verwandelt wird?

Sehen Sie: Deswegen stellten wir die Uhren zum 84. Mal um, obwohl das niemand will. Und die nächste Zeitumstellung von Winterzeit auf die Sommerzeit steht uns in Kürze am Sonntag, dem 26. März 2023 bevor. Diese Nacht ist also dann wieder eine Stunde kürzer.

So denke ich mir, wer Angst vor der Zeit hat, organisiert sie. Jedes Jahr der gleiche Trick: Im Frühjahr nimmt man uns eine Stunde- und im Herbst erhalten wir sie wieder zurück. Dass wir Zeit geraubt bekommen, kennen wir nur allzu gut, das passiert uns wohl täglich, nicht nur beim jährlich wiederkehrenden Zeigersprung in die „Sommerzeit“. Dass wir mit einer Stunde beschenkt werden, das ist in unserem Tempodrom ein eher seltenes Ereignis.

© Hermann Exenberger 2022-02-10