Zelt

Julia Lorenz

von Julia Lorenz

Story

Es ist kurz vor Mitternacht und ich liege alleine in einem Zelt. Ich starre an die Zeltdecke, die ich aufgrund des schwachen Lichtes der draußen hängenden Lichterkette wahrnehmen kann. Der Wind rauscht durch die Bäume und ich muss an dich denken. Schon komisch, wie so viele Kleinigkeiten mich an dich erinnern. Du würdest dieses Geräusch lieben und könntest blendend dazu einschlafen. Ich hingegen liege wach. Ich nehme jedes Geräusch wahr. Die vielen fremden Menschen, die sich langsam für die Nacht bereit machen, die Türen werden aufgerissen und wieder zugeschlagen, Geschirr wird verräumt, hier und da piept ein Auto, aus der Ferne sind Gespräche zu vernehmen oder das Verräumen von Campinggegenständen. Schon lange war ich der Natur nicht mehr so nahe.
Dem Wind, dem Wasser, der Erde.
Und alles woran ich denken muss bist du. Ich schließe die Augen. Wie sehr wünschte ich, dass du genau jetzt neben mir liegst! Mit mir zusammen in diesem Zelt, welches bei jedem viel zu starken Windhauch viel zu laute Geräusche von sich gibt. Ich fühle mich einsam und alleine – wieder mal.

Heute ist es genau zwei Wochen her, dass wir uns zuletzt gesehen haben. Und was noch viel schlimmer ist, ist das wir seitdem nicht mehr miteinander geredet haben.
Ich frage mich, denkst du manchmal auch an mich? Vermisst du mich auch, so wie ich dich?

Ich drehe mich auf die Seite und wieder mal wandern meine Finger wie von selbst zu meinem Handy und rufen deinen Namen auf.
Ich weiß, dass ich mich nicht bei dir melden werde. Und ich weiß, dass du es auch nicht tun wirst. Und trotzdem ist es tröstlich deinen Namen auf meinem Display zu sehen. Ich mache das Handy wieder aus, schiebe es weg und drehe mich auf die andere Seite. Eine Träne läuft stumm über mein Gesicht und fällt auf mein Kissen.

Ich hoffe sehr, dass es dir gut geht.

Pass auf dich auf








© Julia Lorenz 2023-10-19

Genres
Romane & Erzählungen