Zerbrochene Freundschaft

Eva Köberl

von Eva Köberl

Story

Das ist ein Thema, bei dem ich im Vergleich zu meinem Alter schon relativ viele Erfahrungen gesammelt habe. Meistens hatte ich GlĂŒck und der Kontakt ist langsam weniger geworden bis er irgendwann weg war. Eine Freundschaft muss man pflegen, sonst stirbt sie. Das ist einfach, wenn man gemeinsam in den Kindergarten oder die Schule geht, aber ist man nicht mehr in derselben Klasse wird es schon schwieriger. Und wenn dann einer von beiden die Schule wechselt, muss man sich auf einmal bemĂŒhen, dass der Kontakt nicht verloren geht. Man muss Termine festlegen, an denen man sich trifft. Dann muss man auch noch ein neues GesprĂ€chsthema finden – ĂŒber Lehrer und MitschĂŒler aufregen fĂ€llt aus.

Eine Freundschaft hat im Streit geendet. Das war nicht so schön. Wir waren ein unschlagbares Trio, aber immer öfter hatten wir Meinungsverschiedenheiten. Diese endeten immer wieder mal damit, dass wir uns tagelang ignorierten. Wenn wir uns dann wieder versöhnt hatten, war es wie frĂŒher. Aber nach einem Streit, der ĂŒber Monate andauerte, konnten wir uns nicht mehr richtig vertragen. Jeder hatte Fehler gemacht, und ich war nicht bereit, den anderen zu verzeihen. Mittlerweile bin ich froh darĂŒber, aber die darauffolgenden Jahre waren nicht einfach. Der Streit war beendet, aber es war nicht mehr wie vorher. Wir sind keine Freundinnen mehr geworden, wir waren nur noch Klassenkameraden.

Seitdem hatte ich einige Freundschaften – teilweise sehr kurz, bei manchen war ich mir sicher, dass sie fĂŒr immer sind. Besonders bei einer, die der vorher genannten Ă€hnelt. Wieder sind wir drei, bei jedem GesprĂ€ch haben wir kleinere und grĂ¶ĂŸere Meinungsverschiedenheiten, die manchmal als Streit enden. Beim nĂ€chsten Aufeinandertreffen ist es dann, als wĂ€re nicht gewesen. Und wieder ein Streit, bei dem wir das GefĂŒhl haben, dass es nicht mehr gut wird, dass wir es nicht mehr klĂ€ren können. Nix mit “Best Friends Forever”. Mit dem Unterschied, dass ich nicht direkt betroffen bin. Die anderen haben sich ordentlich verkracht, ich stehe zwischen den StĂŒhlen. Keine leichte Aufgabe, aber ich bin froh, dass ich sie ĂŒbernehmen muss. Ich kenne die anderen gut genug, um zu wissen, dass ich von uns am besten dafĂŒr geeignet bin. Auch, weil ich gut nachempfinden kann, wie die beiden sich fĂŒhlen. Ich mache all das nicht zum ersten Mal durch, was es kein bisschen einfacher macht.

Aber der wichtigste Unterschied dieser beiden Freundschaften ist, dass wir einander brauchen. Auch wenn wir ganz schön oft streiten, sind wir fĂŒreinander da, wenn es hart auf hart kommt. Wir sind nicht nur Freundinnen. Wir sind zum Teil verwandt, treffen uns z.B. beim Ministrieren und je nachdem, wie man diesen Begriff definiert, sind wir auch Nachbarn. Unsere Eltern sind befreundet und wir bekommen viel davon mit, was in den Familien der anderen vorgeht, auch wenn sie nicht alles erzĂ€hlen. Deshalb bin ich mir im Gegensatz zu den anderen Beiden sicher, dass wir frĂŒher oder spĂ€ter wieder zusammenfinden.

© Eva Köberl 2021-12-13

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