von Richard Oppong
Die Welt ist keine sichere. Gefahren lauern an jeder Ecke, bereit, die Menschheit zu verschlingen. Die Erderwärmung verwandelt den Planeten in einen glühenden Feuerball, Viren und resistente Bakterien scheinen unaufhaltsam zu wachsen, und die Überbevölkerung verspricht, bald in eine globale Katastrophe auszuarten. Auf vielen Ebenen steht das Überleben unserer Spezies auf der Kippe. Doch inmitten all dieser Schrecken gibt es eine weitere, oft übersehene Gefahr, die mindestens ebenso bedrohlich ist – vielleicht sogar mehr:
Lepidoptera, besser bekannt als Schmetterling.
Ein naiver Verstand würde sich nun die Frage stellen, was an einem Insekt, das normalerweise von Kindern gejagt wird, so bedrohlich sein kann. Die Gefahr liegt in der Unberechenbarkeit Lepidopteras.
Den Spruch „Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Tornado auslösen“ gibt es nicht ohne Grund. Hinter diesem kleinen Insekt steckt das Potenzial einer Naturkatastrophe, die man nicht unterschätzen darf. Im ersten Moment bewunderst du die Eleganz und Schönheit von Lepidoptera und drei Monate später dreht dein Haus Kreise in der Luft.
Lepidoptera ist ein schlaues, hinterhältiges Wesen. Niemand erwartet von so einem kleinen Insekt, dass es so viel Schaden anrichten kann. Von weitem täuscht es das menschliche Auge mit seinen bezaubernden, ansehnlichen Flügeln, aber hast du einen Schmetterling mal von Nahem betrachtet? Je mehr du dich ihm näherst, desto besser erkennst du das hässliche Böse, das in ihm schlummert.
Doch da fragt man sich, warum Lepidoptera nicht zuschlägt, warum es nicht einen Tornado nach dem anderen erzeugt, um das Schicksal der Menschheit zu besiegeln. Ich habe da eine Theorie: Es verspottet uns. Wissend, dass es die Menschheit jederzeit auslöschen könnte, lässt es uns leben. Es lässt uns im Glauben, dass wir die Krönung der Schöpfung sind und ergötzt sich an unserer Ahnungslosigkeit und an unserer Schwäche. Tornados erzeugt es nur, wenn ihm danach ist. Lepidoptera ist wahrlich ein arrogantes, überhebliches Wesen.
Mit jedem Flügelschlag lacht es uns ins Gesicht.
Ich hoffe, du denkst an meine Worte, wenn du nächstes Mal einem Schmetterling begegnest.
© Richard Oppong 2022-10-18