von Figaro
Ich mache das Licht aus im Wohnzimmer, streichle die kalte Schnauze als Gutenachtkuss und lasse die Flügeltüren ins Wohnzimmer halb offen, bevor ich den Tag hinter mir lasse. Am Tisch liegt ein Zettel. Darauf steht:
DANCE TO THE BEAT OF YOUR OWN DRUM! von Thoreau
Mit Rufzeichen und in Großbuchstaben. Damit es nicht überlesen wird. Mir wird warm um’s Herz. Es ist ok, ich bin ok. Dann gehe ich schlafen.
Mir fällt auf, wieviele Botschaften ich mir in meinen Alltag gelegt habe und das jeden Tag auf’s Neue. Ich mochte schon immer Aphorismen, Weisheiten, Sprüche, Wortgaben, Inspirationen aus Worten. Ich schenke sie auch gerne weiter. Mittlerweile sind sie mir ein wichtiger und bewußter Bestandteil meines neuen Ichs geworden. So findet sich so manche inspirierende Botschaft auf meinem Wohnzimmertisch, in meiner Geschäftsauslage oder auf der Küchenanrichte.
Sie holen mich ab, wenn ich mich verirrt habe und mich schwach fühle. Lassen mich anhalten. Innehalten. Triggern mich zum Nachdenken oder lassen mich herzhaft Lachen, wenn ich es in dem Moment fühlen oder gerade verstehen kann.
Wenn ich in die Küche gehe, fällt mein Blick auf einen Button aus Papier, wo steht:
„Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern, aber du kannst jetzt anfangen und das Ende ändern.“
Tja, es liegt in meinen Händen. Da helfen auch entschuldigende Ausflüchte nicht, die Eigenverantwortung zu umgehen.
Neben der Eingangstür hängt das in Schreibschrift geformte, aus Holz & weiß lasierte Wort ‚Home‘. Es wirkt so einfach und doch ist es so ein großes und wichtiges Wort. Ich habe ein schönes zu Hause. Auch da, wo ich mich zu Hause fühle. Es ist das letzte was ich sehe, wenn ich die Wohnung verlasse und das erste was mich anlacht, wenn ich heimkomme. Es erzeugt ein schönes und beruhigendes Gefühl in mir, lässt mich zufrieden & tief ausatmen.
Am Kachelofen steht eine bauchige Vase aus Afrika, mit zwei Ästen und auf einem hängt ein Faden, mit einer kleinen schwarzen Karte, auf der mit weißer Schrift steht:
be awesome.
Ich vergesse nicht, dass ich großartig bin. So, wie ich bin. Der Zettel war bei einem Schuhkauf mit dabei. Ich habe mir zwar keine Schuhe mehr von diesem Hersteller gekauft, aber der Satz ist noch da. Der hängt immer irgendwo. Auf einem Kommodenknauf oder einer Türschnalle.
Am Regal, bei der kleinen Ahnenbildergalerie, steht auf dem Bild einer kleinen Stadt, die ich sehr gerne besuche: „Die Welt gehört dem, der sie genießt.“ Giacomo Leopardi – Wie recht er doch hat. Ich geb’s zu. Geniessen ist eine Stärke von mir. Vor allem das bewusste Geniessen. Ich bin ein Genussliebhaber.
Gleich daneben steht ein Notizbuch aus Indien und mit weißen Buchstaben steht am Einband:
Courage
Be the change you want to see in the world – Mahatma Gandhi
Worte sind allgegenwärtig. Sie können so unendlich groß & kraftvoll sein, weil wir die Fähigkeit haben, sie aufzunehmen, sie abzuspeichern und sie als Werkzeug unseres Fühlens & Handelns einzusetzen.
Welche Worte sind dein Auftrieb?
© Figaro 2020-09-21