von Michael Stary
Wogen von Mißverständnissen ziehen über das E-Mail-Land. Ich so geschrieben, sie so interpretiert, ich so und so wahrgenommen und reagiert usw. Latentes, sinnloses Angreifen und Verteidigen in gekonnter Manier. Spannend, wenn sich das ehemals Zerstörte immer noch den gleichen Feind aussucht, obwohl die vermeintliche Gefahr schon längst gebannt ist. Fast wie einstudierte Dramaturgie spielt die persönliche Verletzung gekonnt eine Rolle, die heute mehr denn je bröckelt.
Da alle öffentlichen Bühnen geschlossen sind, gibt es ausreichend unterhaltsame Vorstellungen der eigenen Innenwelt. Meistens ist hier was zu tun, außer die selbstbestätigende, opferhafte Natur klinkt sich in das kollektive Schuldkonzept gegen die offensichtlichen Widersacher ein, mischt es mit Teilen von Angst und einer Prise tief geschürftem Hass, der wie eine hart erarbeiteteTrophäe am Silbertablett liegt und endlich zur Geltung kommt. Ohnmacht und Überforderung toppen das Gebilde der unbekannten, unterdrückten Regungen im Gemüt.
Ein ziemlicher Salat also. Was nun tun damit? Im Zuge gewohnter, rascher Weiterverwertung steht das alles sicher anderen Menschen besser. Schließlich ist Geben leichter als Nehmen. Und alles soll ja wieder an seinen Platz, wo es hingehört, oder? Stillstand, Heranlassen, Spüren und Annehmen? Keine Wahl im Sorgenhaus. Irregeleiteter Glauben von abgestumpften Wesen, die Nach-richten als unumstößliche, göttliche Wahrheit verehren und die eigene, verkümmerte Meinung ins dunkle Abseits parken. Fremdbestimmt, so wie das Kind.
Menschen sitzen mit Maske und Anorak alleine im überheizten Auto und glauben ernsthaft daran, dass alles wieder so sein wird, wie es mal war. Spätestens dann, wenn die Wirtschaft wieder funktioniert. Sind wir alle nicht überfunktional? Wer will bitte noch funktionieren? Wie im E-Mail leidet auch die Kommunikation zu sich selbst. Wer nimmt sich heute die Zeit für das ´Wofür´ hinter den Dingen und Taten? Und lauscht dem Ergebnis, welches auf ehrliches Annehmen wartet, da alles andere einfach Selbstbeschiss ist? Wer gesteht sich ein, offensichtlich auf dem Holzweg zu sein und dass noch mehr Tun einfach nicht die Lösung ist?
“Bist du Macher oder Unterlasser?”
Dieses Zitat tönt aus der gnadenlosen Selbstverwirklichungsecke, wo immer und zu jeder Zeit alles möglich ist. Doch das stimmt so nicht. Wohlbedacht unterlasse ich mittlerweile sehr gerne Aktionen, die zwar kurzfristig Glück versprechen, aber langfristig ins Bodenlose gleiten und einer alten Spur von Überlebensidee folgen. Verzögerte Belohnungen auszuhalten ist eine Übung. Den Gedanken dazu zu integrieren ein Verschieben des Paradigmas, dass es sich immer gut anfühlen muss, wenn die eigene Wahrheit Ausdruck findet.
Frieden ist mein Angebot auf den knackigen Wortangriff in Schwarz auf weißem Bildschirm. Du bekommst einen Link zum Online Zirkus. Habt Spaß, habt Freude. Genieße die glitzernden Kinderaugen.
© Michael Stary 2020-12-16