Zombies in der Wohnung

Päter_Runkverr

von Päter_Runkverr

Story

Ich bin krank. Also nichts dramatisches, aber doch recht hohes Fieber. Verkühlung halt.

Nach den ersten paar Tagen an denen man nur aus dem Bett aufsteht, weil der blöde Körper jetzt ernsthaft auch noch das WC aufsuchen möchte, ist die erste kleine Besserung spürbar inkl. sofortigem Einsetzen eines leichten Hauches von Langeweile. An sich ein gutes Zeichen.

Ich setze mich auf, schnäuze gefühlt mein gesamtes Hirn ins Taschentuch und strahle aufmerksamkeitseinfordernd ins leere Schlafzimmer, weil meine Frau nicht krank und in der Arbeit ist.

Um meinem Körper zu beweisen, dass er durchaus wieder Leistung bringen kann, beschließe ich mir einen Kaffee machen zu wollen. Mit letzten Kräften in der Küche angekommen, fragt mich mein Körper ob ich deppert bin und schickt mich wieder zurück ins Bett. Nach einer halben Stunde dösen bin ich aber leider trotzdem putzmunter.

Einzige Lösung: Laptop ins Bett und eine halbwegs aushaltbare Serie finden. Da meine Frau Horror- und Zombiefilme nicht leiden kann, was ich grundsätzlich gut verstehe, habe ich trotzdem immer das Gefühl es ausnützen zu müssen, wenn sie nicht da ist und quäle mich dann mit diversem Filmmaterial.

Eine Zombieserie ist schnell gefunden. Ich kippe komplett rein, verschlinge Staffel um Staffel und merke irgendwann, dass es draußen finster geworden ist und ich dringend aufs WC muss. Bei der Überlegung: „Na sicher nicht. Auf diese Gelegenheit haben die Zombies nur gewartet.“ komme ich mir komisch vor, dennoch zwicke ich noch zwei Folgen zusammen, bis es einfach nicht mehr geht.

Ich schließe den Laptop und da auch die Vorhänge zugezogen sind, ist es stockdunkel. Ich lausche gebannt im Bett ob ich sie hören kann und höre dumpf ein paar Autos auf der Straße, aber kein Zombiestöhnen und keine langsamen, stampfenden Schritte. „Bitte Päter, das ist eine depperte Serie. Geh einfach aufs Klo und damit hat sich die Sache.“ denke ich mir und argumentiere gedanklich sofort: „Ja genau, das haben sich die in der ersten Folge auch gedacht und wurden sofort zu Zombienachwuchs verarbeitet.“

Ich stehe auf und versuche so leise wie möglich auf unserem Altbauparkettboden (ich hätte vom Lautstärkepegel also auch Sackhüpfen können) in die Küche zu kommen, um mir wenigstens ein Messer zu organisieren. Nur zur Sicherheit, auch wenn es blöd ist.

Um jede Ecke schauend, schaffe ich es aufs Klo ohne Zombiekontakt.

Auf dem Klo sitzend, in der rechten Hand das Küchenmesser, will ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn hauen, doch plötzlich höre ich die Wohnungstür aufgehen, halte natürlich sofort panisch das Messer Richtung Klotür und denke mir „In den Kopf muss es, nur da bringt es was.“ und höre: „Hallooo, ich hab dir neuen Tee mitgebracht.“ Ich geniere mich zu Tode, komme aus dem Klo und meine Frau fragt: „Wozu hast du ein Küchenmesser am WC gebraucht?“Als ich ihr die Geschichte mit dunkelrotem Kopf erzähle, kommen ihr die Tränen vor Lachen. Ja, Fieber und Zombieserien sind keine gute Kombination.

© Päter_Runkverr 2019-12-03

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