von Hannah Ehgartner
Meine Sitznachbarin, der Typ aus meinem Traum, Mutter, Vater, Schwester, diese eine Autorin, meine Freundinnen, die die wie eine Schwester ist, und dann doch nicht, sowieso ein Teil jedes meiner Familienmitglieder, der eine Sänger, vielleicht sogar diese fiktive Person aus dem Gedicht.
Schon witzig, dieser Dominoeffekt aus Menschen, die nicht ich sind und mich trotzdem zu mir selbst machen.
Denn wie könnte ich sagen, dass sie mit ihrer ruhigen Art die Dinge anzugehen nicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. Dass es vielleicht auch mal besser ist, nicht zu sprinten, wenn es die anderen tun. Länger zu bleiben, auch, wenn es bereits menschenleer ist. Nicht darüber nachzudenken wie es rüberkommt, wenn man die fünf Schritte noch nicht getan hat, zurückbleibt und damit zufrieden ist. Denn es ist ja nicht falsch. Allein mit der eigenen Herangehensweise zu sein, heißt doch einfach nur, es anders zu machen. Anders, nicht falsch.
Und wie könnte ich ignorieren, dass es sich nicht in mir festgehackt hat, wie er mit den Menschen umgeht. Locker, lässt es so selbstverständlich wirken, dass es jeder für selbstverständlich hält. Wie er jeden integriert, keinen links liegen lässt, jeder ist gleich viel wert. Wie er derjenige ist, der alle zusammenbringt, sogar zu den kleinsten Anlässen. Weil er nicht vergisst, wie wichtig es ist.
Und wie ich es bitte vergessen könnte, wie sie keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie es ankommt. Wie es ankommt, was sie tut, sagt, wer sie ist. Was andere denken. Ich meine, diese Zeit hätte ich zumindest gerne zurück. Wie sie den Mut hat, zu sein, wer sie sein will.
Und könnte ich denken, dass es mich nicht beeinflussen würde, wie sie sich selbst zurücknimmt. Wie sie zuhört, auch, wenn es ihr selbst nicht immer gut geht. Wie sie immer die Antworten auf die Fragen und das verbale Beruhigungsmittel auf meine Ausraster hat.
Weil ich Ewigkeiten so weitermachen könnte und sicher trotzdem noch nicht all die Menschen aufgezählt hätte, die mich zur mir selbst gemacht haben oder machen. Wie schön das eigentlich ist, muss ich wohl erst gar nicht erwähnen.
© Hannah Ehgartner 2021-11-27