zu viel Tagesfreizeit

Sein Blick sagt: Du verblödest zusehends, nicht wahr? Mag sein. Aber das hier ist wirklich ein historisch genialer Fund. Ein Couchtisch aus hochwertigem Vollplastik oder zumindest Plastik oder so irgendwas eben. Ein türkis gehaltener Dobermann mit rotem Halsband und Glöckchen dran. Sieht sogar aus wie ein richtiges Glöckchen. So weit, so unspektakulär. Aber, und jetzt kommt’s: Er hält ein rundes, goldenes Tablett im Maul, auf dem man eine Flasche Whiskey samt Glas abstellen kann. Bis zu vier Kilo trägt das Ding.

„Du trinkst gar keinen Whiskey“.

„Noch nicht.“

Und, weil ein Feature in Zeiten wie diesen sichtlich nicht genug ist, kann der Plastikhund noch mehr. Man kann auf seiner getönten, goldenen Sonnenbrille (hatte ich noch gar nicht erwähnt, sehr chic) ein Mobiltelefon abstellen und fernsehen.

„Du kannst am Handy fernsehen?“

„Noch nicht.“

Mein Mann ist allgemein schwer zu begeistern für Multifunktionsmöbel oder sonst irgendwas.

Das Ganze ist zu haben für 20 Euro. Weniger sogar, für € 19,90. Wenn wir also einige Tage von Packerlsuppe leben, ist er auch schon hereingewirtschaftet der zweite Couchtisch, der mehr kann als unserer. Und so günstig.

„Vergiss nicht, du musst noch Whiskey kaufen, ein neues Handy und wir müssen ein anderes Möbelstück zum Mistplatz fahren, damit wir Platz dafür haben.“

„Na, das klingt doch machbar.“ Während mein Mann kopfschüttelnd Kaffee trinkt, als hätte ich nicht soeben den gamechanger online gefunden, rücke ich schon mal Möbel durch die Gegend. „Die merkwürdige Lampe von deiner Mutter zum Beispiel, brauchen wir die wirklich noch?“ stöhne ich nachdem das Sofa quer im Raum steht.

„Nein, wir können ruhig im Dunkeln Whiskey saufen.“

„Meine Rede.“ Ich schultere das Ding und will es gerade zum Ausgang schleifen, als mir die stilistisch fragwürdige Lichtquelle liebevoll entwunden wird.

„Wünsch‘ ihn dir zu Weihnachten, ja?“

„Weihnachten? Das ist irgendwie in einem Dreivierteljahr oder so. Bis dahin sind alle Dobermannmitsonnenbrilleundtablettimmundcouchtische ausverkauft.“

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber frag doch mal die Kinder, wie sie das finden. Die haben mittlerweile schon einen erwachseneren Geschmack als du.“

„Jetzt fragen wir also schon die Kinder, was wir machen sollen? So weit kommt’s noch.“ Ich hab ihn jetzt mal bestellt. Wenn er farblich nicht so stimmig ist oder sich der Hund davor fürchtet, kann man ihn ja vielleicht umtauschen. Oder wir stellen ihn zu den Dingen, die man nicht umtauschen konnte. Das ist immer eine Option.

fotocredit: colorfuloneshop.com