von Gabriel Araz
„Zucker oder Salz?“
Manchmal höre ich ein Lied aus der Vergangenheit – und ohne es zu wollen, zieht es mich zurück in längst vergangene Momente. Ich frage mich dann: Warum erinnere ich mich überhaupt? Was bringt es, in alten Erinnerungen zu schwelgen? Ich kann nichts mehr ändern. Ich kann nur leben mit den Entscheidungen, die ich – oder besser gesagt: ein vergangenes Fragment von mir – einst getroffen habe.
Dieser Mensch von damals war nicht der, der ich heute bin. Und doch trägt jede Entscheidung, jeder Fehler, jedes Gefühl dazu bei, das Puzzle zu formen, das ich heute bin.
Wir können bereuen, glücklich sein oder versuchen zu vergessen. Aber letztlich ist jede Erinnerung ein Teil von uns – auch die, die weh tun.
Wir Menschen sind komplexe Wesen, gestrickt aus Mut und Angst, aus dem Wunsch, anderen zu gefallen – oder endlich uns selbst.
Oft handeln wir, um unser Ego zu beruhigen, manchmal, um Liebe zu finden – oder einfach nur, um dem Schmerz zu entkommen, den wir Leben nennen.
Ein Hamsterrad. Immer in Bewegung.
Entweder du passt dich an, oder du wirst herausgeschleudert.
Aber: Vielleicht geht es gar nicht darum, schneller zu rennen. Vielleicht geht es darum, den Moment zu erkennen, in dem du aussteigen darfst.
Das Leben ist wie eine Tasse Tee.
Pur schmeckt er bitter – aber mit etwas Zucker, mit einem Hauch Honig, wird er genießbar.
Doch wie erkenne ich den Unterschied zwischen Zucker und Salz?
Was gehört wirklich in meine Tasse?
Bei jedem Schluck wirst du es schmecken – du wirst spüren, ob du dir selbst gutgetan hast oder nicht.
Was ich eigentlich sagen will:
Wir sollten aufhören, das Glück in der Vergangenheit zu suchen.
Es liegt vor uns. Hier, in der Gegenwart. In dem, was noch kommt.
Je mehr Zucker du in deinen Tee gibst – desto weniger wirst du das Salz schmecken
© Gabriel Araz 2025-06-23