Zufallsfund „Ă–tzi“

Gerhard Kratky

von Gerhard Kratky

Story

Fünf Zufälle ermöglichen „Ötzi“, den in den Ötztaler Bergen entdeckten Steinzeitmenschen


Zufall 1

Das Bergsteigerehepaar Erika und Helmut Simon wollten eigentlich am 19. September 1991 Von der SimilaunhĂĽtte ins Tal absteigen. Wegen des traumhaften Wetters beschlossen sie aber, noch schnell die Finailspitze zu besteigen.

Zufall 2

Normalerweise fĂĽhrt der Weg ĂĽber das Tisenjoch zurĂĽck zur HĂĽtte. Das Ehepaar Simon entscheidet spontan ĂĽber das Hauslabjoch abzusteigen. Dort finden sie neben einer mit Schmelzwasser gefĂĽllten Mulde eine menschliche Leiche aus dem Eis ragen. Sie melden das in der SimilaunhĂĽtte und steigen ab.

Zufall 3

Im Sommer 1991 gab es ein ungewöhnlich starkes Tauwetter, welches die 5000 Jahre im Eis verborgene Leiche teilweise freilegte. Wenige Tage nach dem Fund setzte starker Schneefall ein. Nachträgliche Recherchen ergaben, dass Ötzi nur 6 Tage sichtbar gewesen sein konnte.

Zufall 4

Unerklärlich ist, dass die Leiche nach 5000 Jahren im Geschiebe eines Gletschers nicht total vernichtet wurde. Die Theorie ist, dass Ötzi zufällig in eine Felsspalte gestürzt war und so von den Scherkräften des Gletschers verschont blieb. Und wenn das nicht stimmt, muss ein anderer Zufall dafür „verantwortlich“ sein.

Zufall 5

Die Similaunhütte verständigt die italienische und österreichische Polizei, weil noch unklar war, wohin Ötzi „ressortiert“. Die Italiener hatten kein Interesse. Die österreichische Polizei birgt den Leichnam und bringt den als „verunglückten Touristen“ Vermuteten ins gerichtsmedizinische Institut in Innsbruck. Zufällig kennt der diensthabende Arzt den Leiter des Uni-Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Prof. Spindler, und verständigt ihn. Die rechtzeitige fachmännische Behandlung der Leiche und der am Fundort sicher gestellten Gegenstände ist damit sichergestellt.


Wenn es auch nur einen einzigen dieser Zufälle nicht gegeben hätte, hätte die Menschheit auf einen der wissenschaftlich ergiebigsten Funde aus der Steinzeit verzichten mĂĽssen. AuĂźerdem: sowohl in Ă–sterreich als auch in Italien – wo Ă–tzi schlussendlich landete – wurde mit Ă–tzi unglaublich viel Geld im Tourismus, in Museen und bei den Medien verdient.


© Gerhard Kratky 2020-08-26

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