von Anne_Ladgam
Letztes Jahr habe ich mein Buch „Zugpoesie“ verfasst, weil ich so verzweifelt bin, dass das Rauchen immer noch eine Tätigkeit zu sein scheint, die nur die Person etwas angehe, die es macht.
Nein, es hat Auswirkungen auf viele Andere. Jeder Zug an einer Zigarette schädigt nicht nur den Betroffenen, sondern auch die Menschen im Umfeld des Rauchs, die Person, die hinter einem Raucher einen Hügel erklimmt, die Frau, die im selben Zugabteil sitzt, das Kind, das von einer Zahnarztassistentin behandelt wird. Belastung durch Passivrauch versuche ich in meinem Buch mit frischen Reimen zu verdeutlichen und dafür zu sensibilisieren.
Wer einen schwachen Geruchssinn hat, leidet weniger unter Passivrauch, wer wenig mit RaucherInnen zu tun hat, ebenso. Aber die Person, die über einem Café wohnt, kann ein Lied davon singen, wie bei Cafébetrieb die Lebensqualität sinkt. Schüler oder Schülerinnen, die schon einmal etwas erklärt bekommen haben, kurz nachdem jemand eine Zigarette geraucht hat, können sich an den unangenehmen Geruch erinnern und ziehen bei der Erinnerung vielleicht die Nase hoch. Schmerz lässt sich durch Mimik erkennen.
Passivrauch schädigt und Passivrauch quält. Das will man aber auch nicht immer jemandem unter die Nase reiben. Deswegen gibt es Kunst. Sie kann Unterdrückung in Gedichte verwandeln. Ein Gedicht im Buch Zugpoesie lautet „Mia ziab, Dia zliab!“ , wo jemand, der verzweifelt unter Passivrauch leidet, darum bittet, jemand möge mit dem Rauchen aufhören. Auch am Bahnsteig.
Heute sandte mir ein Freund eine Nachricht aus der Steiermark: Rauchen kann Ihre Gesundheit gefährden. „Zwischen Waggons 10 km mitgereist!“ Da habe ich mein Gedicht ergänzt:
Da Oane will schnell oane zünd’n und stellt sich auf’n Bahnsteig hin. Er racht, da Schaff’na tuat vaschwind’n, die Tür geaht zua, er selba isch nit drin. Er hängt sich zuabi zum Waggon, zum Glück, da checkt des Eppa schon und informiert die Einsatzleit. De hab’n sei Leb’n g’rettet, heit! I hoff‘, dass er vom Rach’n nix mehr wissen will. So kchimp er billiga ans Ziel. Zwoa Fleach, de hupf’n im Waggon und hean, wia alle Leit sich g’frein: „Der Oane, der hat’s grad‘ no g’schafft, fascht war ihm ausgangen die Kchraft! Des Guate isch: Stark ischa! Und weil er draußen mitg’fahr’n isch, riacht er a bissl frischa!“
© Anne_Ladgam 2024-02-01