von Rene Schreiber
China – eine faszinierende Welt in Fernost. Eine fremde Schrift, eine fremde Sprache und eine andere Lebenswelt. Wir reisten mit dem Zug von Shanghai nach Ma’anshan. Bei der ersten Zugreise mussten wir uns Tickets kaufen. Ich als Ausländer musste meinen Reisepass zeigen und meine Frau ihren chinesischen Personalausweis. Ohne einen Ausweis konnten wir keinen Fahrschein erhalten. Danach mussten wir insBahnhofsgebäude gelangen. Beim Eingang wurden unsere Taschen und Rucksäcke wie am Security Check am Flughafen gescannt. Danach wanderten wir in diesem riesigen Bahnhof zum richtigen Bahnsteig. Dazwischen fanden wir viele Imbisse und wir bekamen Hunger – chinesische Nudelsuppe to go wie lecker. In der Wartezone für den richtigen Bahnsteig aßen wir und es wurde immer voller. Pausenlos wurden Züge angesagt und die entsprechenden Bahnsteige. Dann der Aufruf für unseren Zug. Alle stellen sich brav an und schieben die Tickets durch die Kontrolle und wandern zum Bahnsteig und zur richtigen Türe des Fernzuges.
Mit etwas Schwung und Hilfe eines anderen Passagiers landen die Koffer in der Ablage über den Fenstern und wir nehmen Platz. Dann pfeift der Schaffner und der Zug verlässt Shanghai und wird sich bis zu seiner Endstation 72 Stunden über die Schienen bewegen. Wir müssen nur 6 Stunden und 30 Minuten im Zug verweilen. „Fertigsuppen zum Kaufen! Alltagszeug zum Kaufen!“ Schallt es von bei gehendem Zugpersonal. Dann der Höhepunkt „Hier das beste Manikür-Set der Welt! Es ist besser als in Europa!“ Ein chinesischer Fahrgast meint nur: „Fragen wir den Ausländer, was er dazu sagt!“ Blitzschnell wechselt der Schaffner das Abteil.
Welch‘ ein Spaß und dann schweifte mein Blick den Gang entlang und ein Kleinkind kackt auf einen Karton. Wie unhygienisch! Meine Frau sagt, nur ist normal und nicht ungewöhnlich. Die Hosen der Kleinkinder haben sogar an Hintern eine Öffnung um die schnellen Bedürfnisse gerecht zu werden. Der Zug zieht gemächlich durch das Land und passiert mehrere Stationen, in denen er lange stand, um mit vollem Gepäck ein- und aussteigen zu können. Jedes Mal, wenn der Schaffner die Türe öffnen musste, trat er den schlafenden Reisenden am Boden unsanft.
Der erhob sich von seinem Karton Schlafplatz und die Türen gingen krachend auf. Der Zug glich eher einer unsauberen Stadt als einem Verkehrsmittel. Die Fenster waren die ganze Fahrt offen um die Gerüche mit sauberer Fahrtluft zu überlagern. Dann endlich angekommen in Ma’anshan in der Provinz Anhui. Eine Masse an Menschen steigt aus und genauso viele warten auf Ihre Angehörigen. Mit schwerem Gepäck trafen wir auf den Cousin und Onkel meiner Frau. Beim Ausgang vom Bahnhof wurden erneut unsere Tickets auf Gültigkeit kontrolliert, bis wir ins Auto einstiegen und zur Wohnung fuhren. Diese Reise fand in einen der alten und langsamen Zügen statt. Die zweite Reise von Nanjing nach Beijing (Peking) war im Intercity. Zwei verschiedene Welten.
© Rene Schreiber 2022-10-05