Erkenntnisse beim Kartoffel schneiden

Ich stehe in der Küche und schneide die Kartoffeln. Aus den Lautsprechern meines Handys klingen die Töne meiner Lieblingsmusik. Ich singe mit und tanze ein bisschen, so gut es eben geht, während ich weiter koche.

Aus dem Wohnzimmer nebenan kommen auch Geräusche. Die Stimmen meiner Mutter und meiner Schwester trägt es über die offene Tür zu mir in die Küche, wo ich stehe und für uns alle koche, wie ich es jeden Tag seit 2 Monaten tue. Seit ich wieder zuhause bin.

Da überrollt mich plötzlich eine große Welle einer großen Emotion. Zuerst weiß ich gar nicht wohin damit. Oder woher. Mit dem Schwellen meines Herzens wird mir dann klar, dass das Gefühl Dankbarkeit ist. Und Liebe. Mein Herz ist plötzlich so voll, es fühlt sich so an, als würde es gleich platzen.

Im Wohnzimmer werden die Stimmen lauter. Die beiden diskutieren mal wieder.

Meine Schwester und ich sind wie Tag und Nacht. Unterschiedlicher könnten wir gar nicht sein. Aber stur sind wir beide. Deshalb geraten wir sehr oft aneinander. Wir verstehen uns besser, wenn wir nicht beinander sind. Wir brauchen den Abstand.

Mama ist überfordert und gestresst. Als Krankenschwester muss sie momentan ziemlich viel wegstecken. Und dann halt zuhause auch noch Arbeit. Sie führt den Haushalt ja ganz alleine, von meiner Kocherei jetzt mal abgesehen. Die Stimmung ist oft angespannt in letzter Zeit. Wir hocken aufeinander.

Ich gehe ins Wohnzimmer. „Wissts was? Ich bin froh, dass ich bei euch bin.“, unterbreche ich die Streiterei. Mama schaut mich schief an. Meine Schwester: „Jetzt ist sie völlig durchgedreht!“

Mit einem Lächeln auf den Lippen drehe ich mich um und gehe in die Küche um mich wieder meinen Kartoffeln zu widmen. Meine Schwester wird sich wieder aufregen, weil es ein vegetarisches Mittagessen gibt. Und Mama wird sagen, wie viel Geschirr ich doch zum Kochen gebraucht habe. So viel Arbeit, das wieder alles wegzuräumen! Und später kommt dann sicher wieder die Oma vorbei und bittet mich, ihren Fernseher wieder einzurichten. Sie hat ihn wieder verstellt.

Es ist schön, zuhause zu sein.