Zum GlĂŒck nur ein Alptraum (15. Dez.)

Marianna Vogt

von Marianna Vogt

Story
Schweiz 2023

LÀck du mir, die Rosa Bohnenblust hatte gestern ganz schön Gas gegeben. 
Als ich in Ihrer Wohnung war, habe ich mir zum GlĂŒck gemerkt, wo sich der Schalter befand. Als ich das Licht anknipste, war mein Hemd bis auf einen Knopf bereits geöffnet. Ganz enttĂ€uscht meinte sie, ich sei ein Spielverderber. Nun ja, wĂ€re es Suzette gewesen, hĂ€tte es bis heute Morgen dunkel bleiben können. 
Aber beim ‘Schieber’ war ich sehr dankbar, dass ich mit ihr zusammen jassen durfte. Wir waren das Dream-Team des Abends. Wir hatten jedes Spiel gewonnen. Leo und Giovanni hatten kein Brot gegen uns. 


NoĂ«l betrachtete den Bilderrahmen an der Wand mit Suzettes Profilbild. Zufrieden nickte er und dachte: Die Suzette ist wirklich ein sĂŒĂŸer KĂ€fer. Spannend, wie Rosa beim Kartenspiel zwischendurch immer wieder auf das Foto geĂ€ugt und dabei ihre Bluse zurecht gezupft hatte. Als sie sich einmal unbeobachtet fĂŒhlte, öffnete sie sogar einen Blusenknopf, dabei lugte die Spitze ihres roten BĂŒstenhalters etwas hervor. Aber dies war vergebene LiebesmĂŒh!

Und dann hatte ich diesen schrecklichen Alptraum. Ich kleidete mich fĂŒr das Konzert, bei welchem Suzette morgen Abend auftreten wird, ganz schick und trug das neue ParfĂŒm großzĂŒgig auf. Hoffnungsfroh lief ich mit einer langstieligen dunkelroten Baccararose zum Gemeindehaus. Als ich dort ankam, wunderte ich mich, dass der ganze BĂŒrgersaal leer war. UnglĂ€ubig sah ich mich um und erblickte ein Plakat, darauf stand: Konzert fĂ€llt heute Abend krankheitshalber aus. Unsere Flötistin Suzette liegt mit Fieber im Bett. GlĂŒcklicherweise hat mich meine Blase zum richtigen Zeitpunkt gerettet. Wer weiß wie der Traum sonst ausgegangen wĂ€re.

NoĂ«l stand im Badezimmer vor dem Kosmetik-Spiegel. Mit der praktischen LED Beleuchtung sah er die kleine MĂŒcke, die in sein rechtes Auge geflogen war. Dank der 10x vergrĂ¶ĂŸerter Spiegelung konnte er das Ungeziefer mĂŒhelos entfernen. 
Plötzlich hörte NoĂ«l einen spitzen Schrei. Als er zum Wohnzimmerfenster eilte, um nachzusehen, was passiert war, erblickte er den Postboten rĂŒcklings auf dem Boden liegend. Jesses, hoffentlich ist ihm nichts passiert, dachte NoĂ«l und begab sich sofort in den Garten. Er half Herrn HungerbĂŒhler wieder auf die Beine und sah das Malheur. Der Wasserhahn war nicht richtig zugedreht und so tröpfelte stetig Wasser aus dem Gartenschlauch. Da es wĂ€hrend der Nacht unter null Grad gewesen war, bildete sich eine dĂŒnne Eisschicht. Heute frĂŒh schneite es leicht, so konnte man das Glatteis nicht erkennen und der Pöstler rutschte aus.

NoĂ«l ging in seine Wohnung zurĂŒck, als sein Natel den Eingang einer Nachricht ankĂŒndigte. Neugierig öffnete er sein E-Mail-Konto. Er las den Inhalt des Schreibens laut vor: Verehrter Kunde, leider ist Ihre Bestellung, die ‘Kontaktlinsen mit Herzen’, bis auf Weiteres nicht lieferbar.
EnttĂ€uscht legte NoĂ«l das Handy zur Seite und dachte: Jetzt muss ich mir eine andere Überraschung fĂŒr Weihnachten ausdenken!

© Marianna Vogt 2023-12-15

Genres
Romane & ErzÀhlungen, Humor& Satire
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Inspirierend
Hashtags