Der Brief meiner Tante.
Das erste Buch. Ich habe es an meine Lieben verschickt. story.one machte es möglich. Völlig frei und unkompliziert konnte ich schreiben, was mir wichtig war, und die Geschichten in einem kleinen Band zusammenfassen. Ohne einem Verlag nachzurennen, und ohne Kosten. Wunderbar, danke!
Mein erstes Buch enthält Erinnerungen. Ich versuchte mich mit dem Schreiben hier zu verorten, wo ich vor zehn Jahren gelandet bin ohne es angestrebt und geplant zu haben. Ich hatte mich hier schon gut eingelebt, als plötzlich, in der Pandemie, alles wegfiel, was das Leben schön und wertvoll für mich machte. Kultur zum Beispiel, im Festspielhaus tanzen, als Festspielhaus – Reporterin Beiträge über Tanz schreiben, die Zusammenkünfte im Diversity Café, ins Kaffeehaus gehen und die Wien – Fahrten mit dem Zug.
Der erste Impuls Geschichten zu schreiben war die Aktion von story.one für Licht ins Dunkel. Für jede Geschichte spendete story.one einen bestimmten Geldbetrag. So fing bei mir das Schreiben an.
Was mache ich hier, was sonst macht mich aus? Diesen Fragen bin ich nachgegangen. Darauf gibt es mehrere Antworten und immer weitere Fragen.
Einiges davon steht in diesem kleinen Buch. Zum 10. Todestag meiner Mutter ist es fertig geworden. Der Titel lautet “Mutterhaus”. Es dauerte, bis die ersten Bücher gedruckt waren. Aber es ging sich noch aus, dass sie als Osterüberraschung mit einer kleinen Verspätung für meine Angehörigen durchgehen konnten.
Die wichtigste Adressatin war meine liebe Tante. Meine Tante ist 95 Jahre alt. Heute halte ich ihren Brief in Händen, mit dem sie sich bei mir für das Büchlein bedankt. Ihr Brief ist für mich sehr kostbar. Ihre Handschrift ist wunderschön. Da ist nichts Zittriges in den Buchstaben. Sie schreibt, dass ihr beim Lesen die Tränen gekommen sind. Das freut mich und berührt mich, und jetzt weine ich.
Wenn man 95 Jahre alt ist, zählt jeder Tag. Und immer schaut meine Tante nach vorne, freut sich, dass wir uns bald wieder sehen und wartet, was das Leben halt so bringt. Es kann auch das Ende sein. Auch das steht in ihrem Brief.
Tante, ich hab dich lieb!
© friederike kommer 2021-04-08