Zur Schule im Winter

TheresaPe

von TheresaPe

Story

Morgens um 6 Uhr in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts war es frisch und die Kinder flink!

Die Eltern standen um 5 Uhr auf u. gingen in den Stall. Sie versorgten zuerst die Kuh u. die 2 Schweinchen u. die 5 Hühner, sie alle waren mehr Haustiere als Nutztiere. Unsere Kuh zB die trank den ganzen Tag nichts, wenn meine Mutter nicht da war. War Mutter wieder da schlürfte unser Kühlein geräuschvollst und gar nicht Ladylike 3 volle 10L Eimer Wasser auf einmal weg – dieses Geschlürfe habe ich heute noch in den Ohren!

Im Winter stand mein Vater um 4 Uhr auf, wenn der Weg bis zur Hauptstraße vom Schnee befreit werden mußte (den Stall machte Mama dann alleine). Obwohl ein Gemeindeweg, fuhr hier nämlich kein Schneepflug. Die Nachbarn halfen zusammen u. machten das noch bis ins hohe Alter (so an die 50 Jahre lang). Schnee gab es in den Siebzigerjahren reichlich u. zwar von Anfang September bis Ende April.

Um ca um 6 Uhr standen wir Kinder auf. Natürlich erst nach mehrmaligem, sich steigerndem, schließlich polterndem Weckruf von Mama! Im Winter wärmten wir die Strumpfhose noch unter der Bettdecke an u. schlüpften sogleich auch rein, erst danach hüpften wir aus dem Bett u. zogen uns vollständig an.

Wir hatten einen Holzofen im Zimmer. Am Abend war es warm u. das Feuer tanzte durch das Loch der Herdplatte auch auf der Decke. Alles war dunkel u. Vater erzählte uns eine Gutenachtgeschichte, natürlich selbst erdacht. Es war total gemütlich u. wir fühlten uns absolut geborgen!

ABER in der Früh war es saukalt! Also runter ins Bad mit eiskaltem Wasser waschen. Als Frühstück gab es Kakao mit Butter-, Marmelade- oder Honigbrot. Während des Frühstücks hörten wir immer Ilse Buck, die zu der frühen Stunde schon immer im Radio fleißig turnte! Danach wurden Zähne geputzt, Jause eingepackt (meist 1 Speckbrot u. 1 Apfel; an Taschengeld dachten wir nicht einmal ansatzweise) u. ab gings raus in die Kälte.

3 Kilometer zu Fuß bis zur Schule. Vater hatte kein Auto. Er fuhr mit seinem Waffenrad (auch 40 Jahre), wobei er es im Winter, bei Schnee schob! Im Sommer liefen wir mehr als zu gehen. Nach der ersten Straßenecke wurden sofort Kopftuch u. Haube entfernt. Im Winter stapften wir wortlos, total eingemummt, hintereinander die 3 Km in die Schule. Augenbrauen, vorstehende Haare, alles war weiß vom Rauhreif. Der Schal vorm Mund gefrohren. Der Schnee knirschte unter den Schuhen, der Atem dampfte. Es war stockdunkel, es gab keine Straßenbeleuchtung. Minus 32 Grad hatte es bei uns im Gebirge oft, aber das war normal.

In der Schule durften wir uns in der ersten Stunde neben die Heizung setzen weil die Strumpfhosen u. Hosen bis zu den Knien naß waren.

Nach der Schule ging es heim, rasch Hausaufgaben gemacht u. wieder so schnell wie möglich raus. Schlittenfahren, später Schifahren, Schneeburgen bauen, die Nachbarskinder treffen. Mit roten Backen, klammen Fingern u. groanoglndn Zehen, kamen wir beim Finsterwerden erst wieder heim.

groanogln=beim Aufwärmen wie tausende Nadelstiche

© TheresaPe 2019-10-07

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