von Giggu
Beim “Herumknistern” mit roten Zellophansäckchen kommen mir zwei Situationen von Krampustagen vor vielen Jahren in den Sinn.
Mit guten Freunden verbrachten wir ein paar winterliche Tage im Salzburgischen. Wir teilten uns in Neigungsgruppen – da gab es welche, die dem Schifahren frönten, es gab Langläufer und es gab EisstockschieĂźer. (Falls es jemanden interessiert, ich hatte es mir bei den Dauben bequem gemacht). Die Abende verbrachten wir immer gemeinsam. So auch einen eiskalten Krampusabend in einem kuscheligen Gasthaus. DrauĂźen hörte man Rumoren, Grölen, Stampfen und Kettengerassel. Nach Mitternacht war es Zeit aufzubrechen und in unser Quartier zu fahren. An diesem Abend stellte auch ich mich als alkoholfreier Chauffeur zur VerfĂĽgung und machte mich auf den Weg, das Auto zu holen. Aufgrund der akuten Parkplatznot vor dem Lokal, hatte ich nur auf einer kleinen Anhöhe eine Parkmöglichkeit gefunden. Der FuĂźweg bergauf gestaltete sich mĂĽhsam. Eiskristalle auf den Bäumen, vom Mondlicht beleuchtet, glänzte das Glatteis…und hinter mir hörte ich plötzlich ein satanisches Lachen und unverständliches Gelalle. Ein Riesenkrampus mit Perchtenlarve, bedrohlicher Rute und rasselnden Ketten verfolgte mich – aber nicht unauffällig! Weglaufen bei Glatteis geht gar nicht, das Auto hatte ich noch nicht erreicht. Knapp bevor er mich zu fassen bekam und knapp bevor mein Blutdruck ĂĽber 200 war, stolperte der Pelzebube und schlitterte auf seinem dicken Fell bergab… Bye, bye!
Ja, ich weiĂź, man soll nicht boshaft sein!
An einem frühen Krampus-Nachmittag herrschte bei uns im damaligen Reihenhaus große Aufregung. Unsere kleinen Töchter wollten sich unbedingt, als Krampusserln verkleidet, mit ein paar süßen Säckchen, auf den Weg zu ihren liebsten Volksschul-Freundinnen machen. Und nun war die Anprobe der schwarzen Webstoff-Felle, die ich vorweg zum Überziehen schon genäht hatte. Die kleinen Gesichter mussten geschminkt werden und die kleinen Hörner auf den schwarzen Hauben befestigt werden. Ein Jutesack wurde gefüllt, Ruten aus den roten Zweigen des Hartriegels gebastelt. Der Spaß hatte zwar Stunden gedauert, aber das Ergebnis war perfekt. Nun konnte es losgehen.
Ein achtjähriger und ein siebenjähriger Krampus marschierten durch die Anlage, überquerten vorsichtig die Straße (wie man mir nachher berichtete) und stapften Richtung Gemeindebauten. Aber nur fast, weil…
Zuhause wollte ich soeben dem Chaos Herr werden, als an der Eingangstüre stürmisch geläutet wurde. Ich öffnete kaum die Türe, da schossen zwei kleine Krampusse völlig aufgelöst durchs Vorzimmer und unter den Wohnzimmertisch. Ich bückte mich zu diesen zwei Häuflein Elend hinunter: “Was ist denn los, ihr Süßen?”
“Mama, da draußen war ein KRAMPUS!!!!”
© Giggu 2021-12-05