von Merit Sprang
Gestern war die Realität etwas verzerrt.
Ich war nicht zufrieden mit meiner Arbeit. Nicht zufrieden mit meiner Fügung in die Schiene von negativen Energien. Nicht zufrieden, dass ich nicht hundert Prozent geben konnte oder vielleicht jemals können werden, denn es zehrt an mir und gegen mein Sein.
Aber dann sah ich auf dem Rückweg die erste kleine Knospe des kommenden Frühlings an einem pechschwarzen Ast. Sie glühte Rosa gegen den dunklen, hellblauen Himmel kurz vor dem Sonnenuntergang. Und heute Morgen sah ich an ebenso schwarzen Ästen Regentropfen, gegen den dunklen, hellblauen Himmel im Antlitz des Morgengrauens, sanft Schimmern und war mir bewusst: Ich muss weiter so leben. Weiter so lieben. Die Welt ist voller wirrer Energien, denen ich manchmal nur hart entgegenstehen kann. Aber ich muss mich erinnern, dass das Leben voller Wunder steckt. Voller Träume und Möglichkeiten.
Ich werde sie nicht verlieren. Und ich werde nicht vergessen, dass wieder und wieder ein neuer Tag kommt und die Chance, neu geboren zu werden. Die Vergangenheit ist deshalb nicht fort, jedoch die Zukunft je unbeschrieben.
*
Ich sehe dich später Permanenz. Wenn alles was man gut kennt- Baum und Blume, Körper und Knochen, Jahre und Tage- vergangen sind.
Ich grüße dich später, Permanenz. Wenn meine Seele, viele viele Monde später, sich sanft von meiner menschlichen Hülle trennt und unsterblich wieder in den endlosen Zyklus der Energien schwebt.
Ich widme mich dem Wandel, Permanenz. Denn deine Grenzen sind zu eng. Ich muss immer wieder geboren werden, Permanenz. Meine Flügel müssen spreizen, wie Küken aus dem Ei. Meine ewige Blindheit vor der Zukunft kuriert. Ein neues Licht muss immer wieder neu strahlen, in hundert neuen Farben prahlen. Lässt mich lernen, von einem Mosaik, dass ich selber bestücke oder male.
Ewig muss ich werden, Permanenz, in meiner Nicht-Ewigkeit, innerhalb der Grenzen dieser Sterblichkeit, dort, wo mein Leben fröhlich wandelt und tanzt, um sich zu weiten. Alles zu erforschen, bis die Seele erfüllt ist und dann zu dir kommt, Permanenz.
© Merit Sprang 2025-03-27