von Rainer Günther
Ich lebe auf dem Planeten Erde. Meine Spezies gibt es hier seit ungefähr 300-tausend Jahren. Das ist nicht sehr lange. Wenn wir die gesamte Lebenszeit der Erde in ein einziges Jahr stopfen würden, wären das gerade mal die letzten zwei Sekunden dieses einen Jahres. Die Dinosaurier lebten viel länger auf dieser Welt. Trotzdem ist schon vieles passiert in unseren 300-tausend Jahren. Schlechtes und Gutes. Wir haben viele Fehler gemacht. Aber wir haben auch viel daraus gelernt. Viele Ideen hatten wir. Einige ließen sich umsetzen, andere nicht. Oft waren wir überzeugt, dass Richtige zu tun, bis es uns später um die Ohren geflogen ist.
Vieles haben wir als Tatsache angenommen. Einiges davon war richtig, anderes ein großer Irrtum. Unterm Strich waren sogar die meisten Annahmen falsch. Da fällt mir ein: Am 17.12.2013 gestand Papst Franziskus in einem Interview mit Radio Vatikan erstmals ein, dass die Erde doch keine Scheibe ist. Das finde ich toll. Besser spät als nie. Aber immer haben viele Befürworter diese falschen Annahmen verteidigt und die wenigen Skeptiker bis aufs Blut bekämpft. Obwohl viele der falschen Annahmen mit guten Argumenten ganz einfach widerlegt werden konnten, weigerte sich die Mehrheit, den Zweiflern überhaupt zuzuhören. Sie wurden diffamiert, ausgegrenzt, mit Hohn und Spott überzogen. In der Mehrzahl fühlte man sich stark. Die Masse stand hinter einem. Was ALLE glaubten, konnte nicht falsch sein. Die ‚Spinner‘ wurden bekämpft, eingesperrt und mundtot gemacht. So wie Galileo Galilei und Nicolaus Kopernikus, der behauptete, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt sei, sondern ein Planet, der sich um die Sonne drehe. Das jedoch widersprach der Meinung der Kirche.
Die Kirche, die Religion, der Kaiser, der König, die Regierung, die Gewinner. Um die vermeintliche ‚Wahrheit‘ hat sich schon immer eine Lobby gebildet. Ein Kreis von mächtigen Menschen, die an dieser Wahrheit um jeden Preis festhalten wollten. Selbst dann, wenn dieser Kreis intern schon selbst erkannt hatte, dass diese Wahrheit falsch war. Sie mussten und wollten diese falsche Wahrheit aufrechterhalten, weil ansonsten ihre Daseinsberechtigung als ‚Hüter der Wahrheit‘ weggebrochen wäre. Ihre Macht, ihr Einfluss wäre erloschen.
Es fiel nämlich den Befürwortern schon immer leichter, die Menschen zu betrügen und diesen Betrug dann aufrecht zu erhalten, als den Skeptikern, den Leuten klarzumachen, dass sie seit langer Zeit betrogen worden sind. Das ist menschlich. Wir schlauen Menschen geben nicht gerne zu, auf eine Lüge hereingefallen zu sein. Das würde bedeuten, dass wir dumm waren. Dass man uns für Dumm verkauft hat. Das können wir nicht einmal uns selbst zugestehen. Lieber folgen wir weiter dem Betrug, dem Selbstbetrug, und verdammen diejenigen, die diesem Betrug auf die Schliche gekommen sind. Wie stehen wir denn sonst da? Wie Idioten. Das geht nicht. Bevor wir zugeben, selbst ein Idiot gewesen zu sein, betiteln wir lieber die Zweifler, diese Spinner, als Idioten. Schließlich sind wir redlichen und gutgläubigen Leute doch in der Überzahl. Und wir werden doch auch von der Obrigkeit in unserer Meinung unterstützt.
An dieser Stelle fällt mir Albert Einstein ein, der einst sagte: „Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert.“
© Rainer Günther 2024-03-26