Der Dienstwagen setzte den Blinker, während er vor einem eisernen Tor zum Stehen kam. Genervt erhob sich Ludowo und betätigte die Klingel, deren Klang laut und beinahe schon unheimlich über den Garten ertönte. Der Nebel waberte vor den wenigen vorhandenen Fenstern des Gebäudekomplexes, das sich hinter den großgewachsenen Bäumen versteckte.
Es dauerte eine gute Minute, Walzer wollte bereits ein zweites Mal klingeln, als sie die Holztreppe knarren hörten und sie hinter der sich öffnenden Tür einen Mann in weißer Kleidung erblickten, dessen Blick nichtssagender nicht hätte sein können. „Inspektor Ludowo und Walzer“, stellte Ludowo sie vor und nach einer kurzen Inspektion des Ausweises durch die Gartentür, schwang diese auf. „Vater Bogoboj.“ Ludowo fragte sich, ob in diesem Kloster alle irgendeinen mit Gott assoziierten Namen hatten, verkniff sich jedoch diese Frage und folgte dem Mann, der keine zwanzig Jahre älter sein konnte als er, hinein.
Die Gänge waren gehüllt in eine schier greifbare, schwere Stille und seine eigenen Schritte, ja sein eigener Atem und Herzschlag kamen ihm unerträglich laut und störend vor, während sie in die Küche gingen. Vater Bogoboj bat die Herren, sich zu setzen und servierte ihnen frisches Wasser, ehe er Platz nahm und die beiden Polizeibeamten abwartend ansah.
„Wir kommen bezüglich Hagan Wiara“, setzte Ludowo nach dem ersten Schluck an. „Bruder Bogumil“, sagte nun Walzer, als der Vater lediglich leicht seine Augenbraue anhob. Daraufhin nickte der Mann und legte seine Hände in den Schoß. „Wie kann ich Ihnen diesbezüglich helfen?“
„Nun, fangen wir mit der Frage an, wo er ist. Könnten Sie ihn herholen?“, schlug Ludowo mit einem ruhigen Ton vor im Versuch, seine Ungeduld zu verbergen und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Der Vater hatte zum ersten Mal selber einen Schluck Wasser zu sich genommen und räusperte sich nun einige Male, bevor er sich etwas über den Tisch zu den beiden Männern lehnte.
„Meine Herren, das wird nicht gehen.“ – „Wieso?“ – „Meine Herren, das ist kein normales Kloster. Wir haben ein Schweigegelübde.“
© Franziska Schmidt 2023-07-07