von Sonja Haas
Es war einer der Tage, an denen ich nicht wusste, wie ich darüber denken sollte. Er nahm mich immer wieder mit einem Lächeln auf, bedachte mich ständig liebevollen Gesten, tat alles in seiner Macht Stehende, um den anderen um uns, insbesondere seinen Freunden, seine Liebe zu mir zu zeigen. Und dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass er sich von mir abgewandt hatte. Der berühmte Tag, an dem ich das Gefühl hatte, für ihn nur ein Tennisball zu sein, den man zum Spielen in die Hand nimmt und danach in die Box wirft, weil er nicht mehr gebraucht wird. Wenn wir uns in einem Raum befanden, schien ich für ihn da zu sein, aber sobald wir uns trennten, fühlte ich mich, als wäre ich nicht mehr existent. Wohin sollte das führen?
Als wir mit Freunden zusammensaßen, herrschte eine wundervolle Atmosphäre. Ich fühlte mich sicher und geborgen und war einfach glücklich bis zu dem Moment, als sein bester Freund hereinkam und jeden begrüßte, nur mich nicht. Es war kein Geheimnis, dass sein Freund mich nicht besonders mochte. Sein Freund zog ihn in seinen Bann und erzählte ihm immer wieder von dieser Nicole. Ohne mich zu beachten, ging mein Liebster auf ihn ein. Zusammen verließen sie das Lokal, stellten sich vor das Fenster, hinter dem ich saß, und rauchten eine Zigarette. Sie lachten laut auf. Plötzlich eilte Nicole herbei. Aus diesem Grund war mir klar, dass der Abend nur noch schlimmer werden konnte. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mir noch guttun würde. Deshalb zahlte ich meine Cola, erhob mich von meinem Stuhl und ging zur Haltestelle. Mein Freund machte nicht mal einen Versuch, mich aufzuhalten. Sollte ich glauben, dass er mich wirklich liebte? Nein! Wut stieg in mir auf. Lange musste ich nicht auf die Bahn warten. Mein Sitzplatz befand sich direkt am Fenster. Die Bahn fuhr an dem Lokal vorbei. Sie standen noch immer auf der Straße. Sie schienen viel Spaß zu haben. Als die Bahn langsam an ihnen vorbeifuhr, schaute ich meinen Freund an. Er blickte überrascht zurück.
Am nächsten Tag dachte ich viel über diesen Abend nach. Ich versuchte, mit der Situation klarzukommen. Dabei tauchten in mir zwei Fragen auf. Sollte ich die Beziehung beenden? Oder sollte ich uns eine weitere Chance geben?
Die Wut wuchs stetig an und je mehr ich darüber nachdachte, desto deutlicher wurde mir, dass es wohl besser wäre, wenn wir uns trennen würden.
Am Abend rief er mich an und erklärte mir die Hintergründe der Ereignisse. Es war nur eine einfache Geschichte, aber konnte ich ihm diese auch glauben?
Ich war mir unsicher, dennoch entschied ich mich, bei ihm zu bleiben. Der Hintergedanke, dass ich diese Entscheidung wohl irgendwann bereuen würde, ließ mich allerdings auch nicht los. Hatte ich die richtige Wahl getroffen? Wer konnte mir schon einen sinnvollen Rat geben? Niemand!
Ich ließ mich darauf ein und vertraute auf die Zukunft.
© Sonja Haas 2025-03-19