von Manuel Gründler
Es ist ein schmaler Grat zwischen Lüge und Wahrheit. Das eine würde ohne das andere nicht existieren. Wenn es keine Lügen gäbe, wäre die Wahrheit nichts Besonderes mehr, sondern etwas Normales.
Aber man belügt sich auch oft selbst. Ich selbst finde in meiner Fiktion einen Ausweg aus der Welt, aber es ist am Ende doch nur eine schöne Lüge. Sie ist so warm, während die Wahrheit kalt und rau ist. Es gibt nichts Schöneres, als die eigene Lügenwelt real werden zu lassen.
Doch meine Gedankenwelt zerbricht an dieser Realität. Die Lüge wird niemals wahr sein. Lieber glaube ich der Lüge, als die Wahrheit zu sehen. Oft bin ich gerne blind, um den Schmerz nicht zu erleben.
Erkenntnisse erlangt man nur durch die Wahrheit. Doch lieber lebe ich in meiner Lüge, als in der Wahrheit zu sterben. Die Wahrheit tut immer weh und die Lüge heilt meine Wunden. Sie sind zwar da, aber ich denke nicht daran. Die Lüge muss im Schatten bleiben, um mir Licht in der Dunkelheit zu spenden.
Eine Lüge ist wie ein Gift, das erst später zu wirken beginnt. Sie vergiftet mich und dann heilt mich die Wahrheit wieder, aber verletzt mich sofort, bis die Lüge mich durch das Gift wieder heilt. Ein Gift als Medizin getarnt, der Schatten im Licht, die Lüge in der Wahrheit.
Die Wahrheit lässt mich oft Tränen vergießen und kränkt meinen Geist. In Wahrheit will ich der Lüge nicht glauben, aber ich kann nicht anders. Die Lügen sind Emotionen in meinem Kopf und die Wahrheit ist das Wissen in meinem Herzen.
Der Kopf mag mich verwirren und meine Sinne benebeln, aber das Herz spricht nur Wahrheit. Denn die Wahrheit tut nicht nur weh, sie bringt mich um. Lügen offenbaren wir leichter als die Wahrheit, weil diese am schwersten wiegt. Sie streuen Missgunst in die Welt und jeder trägt sie mit sich.
Wenn man lügt, verschweigt man die Wahrheit. Vielleicht, um jemanden nicht zu verletzen oder zur Last zu fallen. Die Lüge kann im Moment Leben retten, aber tötet mit der Zeit.
Man will doch nur jemanden schützen, aber führt den Gnadenstoß mit dem ersten Wort der Lüge aus. Lieber schweigen und nichts sagen oder die Wahrheit ein klein wenig ausschmücken. So ist man doch in gewisser Weise ehrlich.
Schweigen ist Gold und für die Lüge zahlt man einen hohen Preis, aber die Wahrheit ist unbezahlbar.
© Manuel Gründler 2024-08-02