In all diesen Berufsjahren habe ich eine ganze Reihe von Management-Techniken und Trends kennengelernt. Besonders am Anfang, da waren alle Methoden relevant, die aus Amerika kamen, nicht selten von der US-Army, und danach das Management-Wissen bereichern hätten sollen.
Auf einige dieser – sagen wir einmal „Lehren“ – möchte ich gerne einen Blick zurückwerfen. Den meisten davon war gemeinsam, dass sie Regeln für Routineaufgaben definiert haben.
Die wohl bedeutendste von ihnen war „Management by objectives“, d.h. Führen durch Ziele, die in Zielvereinbarungsgesprächen festgelegt wurden. Da sich diese Ziele nicht immer mit solchen anderer Aufgabenträger im gleichen Unternehmen gedeckt haben, und weil die Entscheidungen zur Erreichung nicht immer so gewünscht waren, waren die Ergebnisse zwiespältig, weshalb man diese durch
„Management by decision rules“ und „Management by exceptions“ ergänzt hat, wo die Regeln definiert wurden, wie Routinefälle abzuwickeln sind, unter besonderer Berücksichtigung der Ausnahmen.
„Management by walking around“, Führen durch Präsenz und Kommunikation zwischen Häuptlingen und Indianern, meist nicht sehr erfolgreich gewesen, weil Häuptlinge oft nicht bereit sind, die Meinungen von Indianern zu verstehen und akzeptieren.
Daraus hat sich eine Reihe von nicht ganz ernst gemeinten Methoden entwickelt:
„Management by Helicopter“ – über den Dingen schweben, unerwartet auftauchen und viel Staub aufwirbeln
„Management by Nilpferd“ – das Maul ganz weit aufreißen und, wenn es gefährlich wird, abtauchen
„Management by Bicycle“ – für das mittlere Management: nach oben buckeln und nach unten treten
„Management by flipping Coins“ – was den unbestreitbaren Vorteil hat, dass (sieht man von der höchst unwahrscheinlichen Möglichkeit ab, dass die Münze auf der Kante stehen bleibt) die statistische Wahrscheinlichkeit einer richtigen Entscheidung immerhin bei 50 % liegt.
Seither gibt es jede Menge neuer Trends im Management, wobei eigentlich immer nur die Feder auf den alten Hüten neu ist. Das heißt, für im Prinzip bekannte Methoden und Techniken werden immer neue Modelle und Bezeichnungen gefunden.
So haben wir uns in den letzten Jahrzehnten beschäftigt mit:
Wertanalyse, Total Quality Management, Change Management, Prozessmanagement, Lean Management – wobei die effiziente Form von „lean“ ein Skelett ist, das zwar schlank, aber nicht mehr besonders lebensfähig ist
Und seit einigen Jahren beschäftigt uns alles, was 2.0 oder höher ist, die Digitalisierung, Management-Trends wie „Achtsamkeit“ sind in – wiewohl das Gegenteil nie besonders bekannt war. Und seit einiger Zeit kümmern wir uns um „Resilienz“. Wer auch immer was auch immer darunter verstehen mag. Für viele Häuptlinge heißt das aber offenbar nur, dass sie davon ausgehen, dass die Indianer sie und ihr Verhalten ertragen müssen.
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© Walter Lepuschitz 2022-06-24