1 – Teufelsbeschwörung für Anfänger

Camila Pfaller

by Camila Pfaller

Story

Ich werde den Teufel töten.

Nicht meine beste Idee, aber mit einer halben Flasche Whiskey intus, erschien es mir die beste Lösung all meiner Probleme. Dank des Internets waren die nötigen Schritte für eine Teufelsbeschwörung schnell gefunden und da ich sowohl Schokolade als auch Whiskey da hatte, konnte ich es im ersten Schritt auch erst mal mit Bestechung versuchen. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass er auf meine Beschwörung hin tatsächlich auftauchen würde. Womit wir hier wären, dem verrücktesten Whiskey-Date, das ich je das Pech (oder Glück) hatte zu erleben.

Doch vielleicht sollte ich beim Anfang beginnen (und damit meine ich nicht Adam und Eva). Alles fing mit Maria an (nein, nicht die Jungfrau). Maria war meine beste Freundin, mit Betonung auf war. Sie als ultra gläubig zu bezeichnen, wäre so untertrieben wie einen fanatischen Fußballfan „interessiert an Sport“ zu nennen. Wir hatten von Anfang an über Gott und die Welt gefachsimpelt und ich hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich zwar katholisch getauft war, aber von der Institution Kirche so viel hielt wie von Artischocken, nämlich nichts. Stattdessen hatte ich die alten Götter für mich entdeckt. Das schien Maria interessant zu finden und so erzählte ich ihr von meinem Weg dorthin. In meiner perfekten Welt sollte man sich über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Religionen austauschen und grundsätzlich vertrat ich die Meinung, dass jeder glauben sollte, was er glauben wollte, solange er damit niemandem schadete. Letztere Meinung teilten wir und so kam es, dass Maria mich eines Tages einlud mit ihr zu einem Gottesdienst in einer Freikirche zu gehen. Aus Respekt vor alten Zeiten entschied ich mich, mir das mal anzusehen. Vielleicht hätte ich da schon stutzig werden sollen, aber ich hatte vor ihr immer frei sprechen können, und so erkannte ich den Bekehrungsversuch nicht als solchen. Stattdessen freute ich mich über nette Lieder und herzhaftes Essen nach dem Gottesdienst. (Keine schlechte Konditionierung, wenn ich ehrlich bin.)

Aber warum war das alles wichtig?

Tja, weil den Tisch vor mir nun nicht nur eine Pralinenschachtel, ein halb-volles Glas mit Whiskey und eine Schale mit Räucherstäbchen zierte, sondern auch eine Postkarte, die noch einmal betonte, was gestern Abend zwischen Maria und mir vorgefallen war. „Jesus liebt mich und du bist mit dunklen Mächten im Bunde, daher können wir nicht länger befreundet sein“, spukten ihre Worte immer noch in meinem Kopf herum.

Der Teufel, der sich inzwischen ein Glas Whiskey eingeschenkt und ein paar Pralinen genascht hatte, legte seine Hand auf meine, mit der ich die Karte umklammert hielt.

„Möchtest du darüber reden?“

Seine Stimme war unglaublich beruhigend und so beschloss ich, meine Mordpläne zunächst hintenan zu stellen und es stattdessen erst einmal mit Gesprächstherapie zu versuchen.

© Camila Pfaller 2022-08-27

Hashtags