10. (K)ein Neuanfang

Florian Fitzen

by Florian Fitzen

Story

On-off-Beziehungen sind bei weitem nichts völlig Außergewöhnliches. Oft hört man in diesem Zusammenhang Sätze wie: „Wir können nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander“. Lukas und Lisa konnten auf jeden Fall nicht ohneeinander, das hatten sie jetzt auf die harte Tour erfahren. Das „Off“ ihrer Beziehung hatte keine zwei Monate Bestand. Und sie konnten auch (wieder) miteinander. Auf gewisse Weise hatte dieses Trennungs-Intermezzo ihre Beziehung letzten Endes sogar gestärkt. Der nun begonnene „Teil zwei“ war reinigender Neuanfang und joviale Fortsetzung zugleich. Es war, als würden sie ihre Frisch-verliebt-Phase von damals quasi nochmal wiederholen, allerdings auf Basis der bereits erlebten Beziehung. Und auf diesem Fundament gestaltete sich das alles nur noch tiefer und intensiver.

Darüber hinaus hatte diese Phase aus Sicht von Lukas tatsächlich die Freundschaft zu Max gestärkt, weil er einen guten Freund hatte, auf den er sich in einer schweren Phase verlassen konnte. Für Max war indes das Gegenteil der Fall, sodass er sich in der Folge von Lukas distanzierte – nicht aggressiv, aber doch merklich. Immer wenn Lukas nun gemeinsam mit ihm etwas machen wollte, schob Max irgendwelche Ausreden vor, meistens nach dem Motto „keine Zeit“ oder Ähnliches. Auch wenn er sich für dieses Gefühl selbst hasste, konnte er nicht anders, als neidisch auf Lukas sein, und dieses Gefühl setzte sich mehr und mehr durch. Er war der Verlierer, Lukas der Gewinner. So konnte er einfach nicht mehr wie früher mit Lukas unbeschwert gemeinsam Zeit verbringen.

Natürlich war Max, was diese Sache angeht, nicht erst jetzt auf die Verliererstraße geraten. Aber durch das Wieder-Zusammenkommen von Lukas und Lisa hatte sich das nun in einer Weise endgültig manifestiert. Das war so gesehen der „Final Score“. Nicht nur die Verliererstraße, sogar die „Verliererautobahn“, wenn man so will. Und es war eine Route ohne Ausfahrt. Dieser Gefühle konnte sich Max nun nicht mehr erwehren und deshalb fiel es ihm schwer, Lukas weiterhin als seinen besten Freund zu sehen.

Im Hinblick auf Lisa war es natürlich gewissermaßen das Gleiche, weil sie ganz höchstpersönlich für Max wie ein „Monument des Scheiterns“, das Subjekt der Begierde, welches er nie wirklich erreicht hatte und nie erreichen würde, war. Dennoch war es ihm im Endeffekt unmöglich, einen Schlussstrich unter diese Freundschaft zu ziehen, auch wenn es vielleicht der richtige Schritt gewesen wäre. Aber er brachte es nicht übers Herz. Keine seiner Freunde oder Freundinnen kannte er länger als Lisa. Sie hatten sich seit der Grundschule durch alle Phasen ihres Lebens begleitet. Er hatte das Gefühl, einen Teil von sich selbst aufzugeben, wenn er diese Freundschaft beenden würde. Er konnte sich ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen.

© Florian Fitzen 2021-08-14

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