by Eva Filice
Meine liebe Mama!
Bald ist es so weit und dein 100. Geburtstag steht bevor. Ende August werden wir, eine Gratulant:innenschar von 60 Personen, dir nahe sein, mit dir feiern und uns bei dir bedanken für deine Liebe und Fürsorge, die du allen zuteilwerden ließest. Deine Familie wird sich um dich scharren; deine Nichten und Neffen mit ihren Kindern und Kindeskindern freuen sich mit dir zu feiern. Deine beiden Enkelkinder Barbara und Christoph mit Partner Lukas und Partnerin Birgit sowie dein Urenkerl Jakob werden dir nicht nur beim Geburtstagsfest zur Seite stehen. Antonio und ich organisieren im Vorfeld alles für das Fest, und die Gäste werden für das Gelingen der Feier beitragen. Vielleicht gibt es auch Überraschungen. Deine Wünsche betreffend Einladungen, burgenländischem Festessen und der Vielfalt an Torten, Kuchen sowie Teebäckerei werden berücksichtigt. Du willst dir ja schließlich “nichts nachsagen” lassen. Dein Wohlbefinden steht im Mittelpunkt der Überlegungen. Ein Dankgottesdienst ist auch geplant.
Die Einladungen sind verschickt, die Zusagen eingetroffen, das Festessen bestellt und ausgewählt. Als wir deinen 90. Geburtstag feierten, kündigte ich an: “In fünf Jahren treffen wir einander wieder zum Feiern”. Beim 95. Geburtstag wurde der Wunsch laut “Wir feiern Tante Luzis 100er!” Nun ist es bald so weit.
Doch vor drei Wochen blieb mir kurz der Atem weg. Dagmar, deine Betreuerin, informierte mich, dass du mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus, das deinem Wohnhaus gegenüber liegt, eingeliefert wurdest. Die Ohrenschmerzen, über die du bereits Tage davor klagtest, verstärkten sich. Und dann kam über Nacht eine Farzialisparese dazu. “Fällt dir etwas auf?”, fragtest du mich, als ich das Krankenzimmer betrat. Ich verneinte, obwohl ich sehr wohl dein verändertes Gesicht bemerkte. Die linksseitige Gesichtslähmung machte dir zu schaffen. Du wurdest ins Krankenhaus Eisenstadt verlegt und dort professionell und liebevoll behandelt. Wir pendelten zwischen Wien – Eisenstadt – Kittsee. Nach 10 Tagen Spitalaufenthalt, der dir auch psychisch zu schaffen machte, wurdest du entlassen. Ich hoffe auf eine Genesung und Verbesserung im vertrauten Ambiente zu Hause. Ich organisierte eine Logopädin und eine Physiotherapeutin. Und nach einer Woche daheim, bestens gehegt von Betreuerin Zita, schmeckt dir das Essen, lachst du wieder und überlegst bereits, welches Kleid du zu deinem Geburtstag tragen wirst. Wir vereinbarten, dass du entscheidest, ob das Fest wie geplant stattfinden oder verschoben wird.
Du besuchtest bereits die Sonntagsmesse, elegant gekleidet und mit Sonnenbrille. So fiel dein “schiefer Blick” nicht auf. Was allerdings von den Kirchenbesuchern bemerkt wurde, war deine Anwesenheit nach mehrwöchiger Absenz.
Ich habe den Eindruck, dass dein Wille vorhanden ist, das Fest wie geplant zu zelebrieren. Die von der Logopädin gezeigten Übungen führst du alleine und mit der Betreuerin mehrmals am Tag durch. Dein Ehrgeiz ist bewundernswert. ALLES Gute, liebe Mama! Deine 100 Jahre wollen wir feiern!
© Eva Filice 2024-08-09