11. Die Sache mit dem Reis

Luise Barth

by Luise Barth

Story

Als frisch verliebtes Paar liegt der Hauptfokus auf nichts so sehr wie das gegenseitige Beeindrucken. Man möchte seine beste Seite zeigen, in Deutschland nennt man so was Schokoladenseite, und seine ganzen Fähigkeiten in möglichst kurzer Zeit präsentieren. Da ich irgendwo mal gehört hatte, dass Frauen es ganz attraktiv finden, wenn ein Mann gut kochen kann, wollte ich natürlich meine erworbenen Künste zum Besten geben und kochte für meine Freundin ein persisches Gericht. Reis mit Fleisch. Das klingt vielleicht lapidar aber der persische Reis ist ein ganz besonderer. Und er ist auch ganz besonders schmackhaft, was an seiner speziellen Zubereitung liegt. Zuerst wird er ausgiebig gewaschen und getrocknet. Anschließend wird er gekocht und jetzt kommt der wichtigste Teil, unter einem Tuch für zwei Stunden gedämpft. Ja das ist der Nachteil am persischen Essen, alles, wirklich alles wird gedämpft und deswegen dauert auch alles recht lang. Also nicht geeignet, wenn man bereits hungrig ist. Ich kochte also Reis mit Fleisch und sie liebte es. Dass sie mit so großem Appetit gegessen hatte, überraschte mich, da sie mir gesagt hatte, dass sie Reis nicht sonderlich mochte. Aber ich fragte nicht weiter nach. Sie sagte mir, dass sie sich unbedingt revanchieren wollte und übernahm eine Woche später ihrerseits das Kochen. Ich hatte es zeitlich nicht geschafft mit ihr einzukaufen, deswegen wusste ich natürlich auch nicht welche Zutaten sie besorgt hatte. Als ich ihr beim Auspacken half, fiel mir ein kleiner Karton mit der Aufschrift „Kochbeutelreis“ in die Hände. Seltsam, so etwas hatte ich noch nie gesehen und hatte auch wirklich keine Vorstellung. Sie nahm mir die Packung aus der Hand und meinte nur, es handele sich dabei um deutschen Reis. Deutscher Reis? Da hätten bei mir schon die Alarmglocken läuten müssen. Nichts für ungut. Aber ich ahnte nichts Böses, setzte mich auf einen Stuhl und beobachtete meine Freundin beim Kochen. Ich versank in liebevolle Gedanken, als ich sah, wie sie einfach einen Plastikbeutel ins kochende Wasser warf. Panisch rannte ich zum Herd und wollte ihn wieder herausfischen doch wurde ich von ihr lachend zurückgehalten. Das wäre völlig okay und in zehn Minuten sei dann auch alles fertig. Ich bin wirklich sehr tolerant und esse grundsätzlich alles, aber Reis in einem Beutel in zehn Minuten? Ohne waschen, ohne dämpfen? Als ich probierte, wusste ich, warum sie eigentlich keinen Reis mochte. Zukünftig übernahm ich wieder das Kochen von Reiserichten.

© Luise Barth 2022-08-25