11) Meine Neptun?

Amahagane

by Amahagane

Story

Es ist bereits Montag nach dem Tanz und ich kann es kaum erwarten, Anna endlich wiederzusehen. Sie hatte mich nach Prom noch nach Hause begleitet und mir zum Abschied sanft auf die Wange geküsst. Als sie sich zum Gehen umdrehen wollte, hatte dann mein Körper ganz instinktiv reagiert und meine Hand griff nach ihrer. Fast so als wolle sie sagen: “Schon vorbei? Bleib!” Anna lächelte nur, drückte meine Hand und fragte mich, ob alles ok sei. Erst in diesem Moment hatte auch mein Kopf begriffen, was gerade passierte und ich ließ ihre Hand etwas verschreckt wieder los. Es war gut, dass es dunkel war. Sonst hätte Anna meine roten Wangen gesehen. “A… alles ok. Gute Nacht”, hatte ich nur gesagt und huschte dann mit Herzrasen ins Haus.

Am Sonntag haben wir den Tag hinweg immer wieder miteinander geschrieben. Nicht so viel wie sonst, aber es fühlte sich dieses Mal viel schöner an. Das, was auf Prom passiert war … unser inniger Tanz, der ewig zu dauern schien … das war doch mehr als ein Tanz zwischen platonischen Freundinnen! Oder etwa nicht? Unsere Berührungen waren doch mehr …? Mein Herz hat wie wild gerast und ich bin mir sicher, dass ich auch ihren schnellen Herzschlag gegen meine Brust gefühlt habe. Das muss doch mehr gewesen sein als nur … Schauspiel …? Nur noch vier Wochen, um herauszufinden, ob das alles nur Einbildung ist. Vier Wochen noch, bevor wir uns “offiziell” trennen wollen. Der Gedanke allein reicht, um mir einen schmerzhaften Stich ins Herz zu versetzen.

Als ich Anna endlich in der Pause sehe, sind all meine Sorgen allerdings wie weggeblasen. Mich interessiert es noch nicht einmal mehr, wie abfällig uns fast alle nach wie vor ansehen. Die berühmten Schmetterlinge machen sich stattdessen in meinem Bauch breit. “Hey Uranus”, begrüßt Anna mich liebevoll und streicht eine Strähne aus meinem Gesicht hinter mein Ohr. “Deine Brille hab ich am Samstag vermisst.” Sie lächelt. “Wobei du ohne auch echt süß aussiehst.” Ich werde wieder rot. Sowas sagt man doch nicht einfach so, oder? Und sie nennt mich Uranus! Im nächsten Moment nehme ich all meinen Mut zusammen und umarme Anna fest. Mein Gesicht vergrabe ich in ihrer Schulter. Sie erwidert meine Umarmung ohne zu zögern. “Na, na. Hast du mich so sehr vermisst?”, sagt sie mit einem sanften Kichern und ich nicke. Sie kichert wieder und küsst mein Haar. “Ich dich auch”, flüstert sie. Nein … das kann nicht gespielt sein … für wen schon? Niemand außer mir kann ihr Flüstern hören. Diese Worte … sind doch nur für mich, oder?

Die nächsten Tage vergehen ähnlich. Anna schenkt mir immer wieder kleine Aufmerksamkeiten, die mich mehr und mehr glauben lassen, dass meine Gefühle für sie nicht einseitig sind. Sie ist die Erste, die mir am Morgen schreibt: “Good Morning! :-*” Sie ruft mich vor dem Schlafengehen an: “Ich wollte nur noch einmal deine Stimme hören.” Sie hält meine Hand, wenn wir allein über den Schulflur gehen. Sie sieht mich an, wenn sie denkt, ich merke es nicht. Und sie sagt fast täglich, wie sehr sie sich auf unser Sailor Moon-Marathon-Date am Wochenende freut. “Ich hab übrigens sturmfrei am Wochenende!”, sagt sie. Ja, das Date. Nur sie und ich … ganz allein in ihrem Zimmer. Ich kann nicht anders, als unheimlich nervös zu werden.

© Amahagane 2024-03-10

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll
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