14# Die Veränderung

Jürgen Holzinger

by Jürgen Holzinger

Story
Burgenland 2016 – 2022

Einen Kampf, den ich jedoch alleine führen musste, war der “Kampf” mit meiner Behinderung. Es war eine große Umstellung, zu Hause damit zu Recht zu kommen, obwohl ich während meines Reha-Aufenthaltes täglich damit konfrontiert worden bin.

Doch zu Hause waren die Gegebenheiten anders. Zuerst musste das Badezimmer und das WC adaptiert und entsprechende Umbauarbeiten durchgeführt werden. Um die Badewanne nutzen zu können, wurde ein Badewannenlift angeschafft. Weiters musste ein Aufzug angeschafft werden, damit ich in den Garten, zur Garage und in den Keller gelangen konnte. Dafür ließen wir uns bewusst Zeit, da wir unser neu gebautes Haus erst vor ein paar Jahren bezogen hatten, und dies eine sehr schwierige und vor allem kostspielige Entscheidung war. Noch vor der Reha, planten wir einen Treppenlift zu installieren. Dieser hätte aber weitreichende Umbauarbeiten in unseren Wohnräumen mit sich gebracht, und kam daher nicht infrage.
Letztendlich entschlossen wir uns, einen Plattformlift im Außenbereich des Hauses anzubauen. Dieser hatte den Vorteil, dass er drei Ebenen (Erdgeschoss, Garten und Kellergeschoss) erreichen konnte, dass sich die Umbauarbeiten in Grenzen hielten und er in weiterer Folge auch als Lastenaufzug genutzt werden konnte. Nach zahlreichen Gesprächen und Angebotslegungen von diversen Firmen hatten wir uns für eine Firma aus Oberösterreich entschieden. Regionale Firmen übernahmen die Vorarbeiten betreffend Liftschacht und Fensterversetzungen, und dank der Unterstützung vieler Menschen konnten wir den Aufzug realisieren, der einen erheblichen Beitrag für die Erhöhung meiner Mobilität in unseren Wohnräumen leistet.

Dies waren jedoch wichtige Maßnahmen, die große Veränderungen mit sich brachten. Doch dabei blieb es nicht. Vor allem mit den Prothesen musste ich zu Hause klarkommen. Um meine Prothesen anzuziehen, war es notwendig, davor zwei “Liner” aus Silikon über meine Stümpfe zu ziehen, die mit einem Schraubengewinde versehen waren. Waren die Liner nicht richtig angezogen, passte in weiterer Folge die Fußstellung der Prothesen nicht. Es gab Tage, da saß alles perfekt, aber es gab auch Tage, da stimmte gar nichts zusammen und ich musste die Liner immer und immer wieder von Neuem anziehen.

Als nächsten Schritt musste ich mit einem Schraubenzieher jeweils links und rechts eine Schnalle mit einer Schraube in das Gewinde drehen und anschließend, wie bei einem Skischuh, die Schnalle mit den Schäften verbinden, um so in die Prothesen “steigen” zu können. Dann musste ich aufstehen und die Schnallen auf beiden Seiten mit einem kräftigen Ruck gut fixieren. Anschließend konnte ich damit meines Weges gehen. Und beim Ausziehen der Prothesen wurde das Prozedere natürlich in umgekehrter Reihenfolge nochmals wiederholt und abends sollten die Liner gereinigt, gewaschen und auf einem Linerständer zum Trocknen aufgehängt werden. Nicht wirklich einfach …

© Jürgen Holzinger 2025-03-22

Genres
Biographies
Moods
Herausfordernd, Emotional, Reflektierend