14 Erster Arbeitstag eines Außenseiters

Robert Strasser

by Robert Strasser

Story

Tischler sollte ich werden. Die Familientradition sollte ich weiterführen. Leider habe ich zwei linke Hände und ein handwerklicher Beruf kam für mich nicht infrage. Mein Vater drängte mich und versuchte, mit allen Mitteln eine Lehrstelle in einer Tischlerei für mich zu finden. Ich konnte mir gut vorstellen, im Verkauf eine Lehre anzunehmen. So begab ich mich alleine zur Fa. LITEGA und sprach in der Zentrale vor. Sichtlich beeindruckt von meinem Erscheinen bekam ich die Lehrstellen. Der Personalleiter fragte mich noch, wo meine Eltern währen und wo ich gelernt hätte, mich so gut auszudrücken. Belustigt sagte ich ihm, dass sie in der Arbeit wären und ich die ausgewählte Sprache von zu Hause hätte. Das war gelogen! Die Sprache hatte ich mir durchs TV angeeignet.

Daheim angekommen wartete ich sehnsüchtig auf meinen Vater, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Er kam etwas später nach Hause. Man konnte spüren, dass er Alkohol getrunken hatte. Trotzdem konnte ich mit meiner Neuigkeit nicht hinter dem Berg halten und mühlte ihm sofort zu.

“Sicha net! A Putlhupfer wirst sicha net, des kaunnst da ausn Kopf schlogn!” Ich hatte bereits zugesagt und der erste Arbeitstag sollte schon in einer Woche sein. Meine Hoffnung lag nun darin, dass er morgen nüchtern alles anders sehen würde. Ich irrte mich. Auch am nächsten Tag änderte sich seine Meinung nicht. Er versuchte noch immer verzweifelt eine Tischlerlehre für mich zu finden. Für mich stand es fest: Ich werde die Lehre als Einzelhandelskaufmann antreten, komme was wolle.

Irgendwie musste ich meinen ihm davon überzeugen. Leider war es nicht so einfach, meinen Vater von irgendetwas zu überzeugen. Harte Stunden lagen vor mir. Zwei Tage vor Antritt hatte ich ihm dann soweit und er resignierte. Am ersten Arbeitstag musste er mit mir in die Filiale mitgehen, um den Lehrvertrag zu unterschreiben. Es kam, wie es kommen musste, er machte sich vor dem Filialleiter lustig über diesen Beruf und erzählte, dass ich besser Tischler geworden währe. Der Chef, sichtlich sprachlos, sah mich an. Ich spürte seine Frage in seinen Augen brennen. Schnell kam ich ihm bevor und erzählte, wie ich mich auf diese Lehre freue und für diesen Beruf wie geschaffen wäre. Damit gab er sich zufrieden, steckte den unterschriebenen Vertrag weg und reichte mir einen braunen Arbeitsmantel. Mein Vater verlies kopfschüttelnd das Geschäft. In der Teppichabteilung traf ich auf zwei ältere Mitarbeiter, die mich sofort unter ihre Fittiche nahmen. Der eine ein Kettenraucher, der andere ein Gesundheitsapostel. Freunde wurden die in ihrem Leben nicht mehr. Ich lernte sehr schnell den Konkurrenzkampf der beiden zu meinen Gunsten zu nutzen. Zu dem Gesundheitsapostel sagte ich, dass ich in Pause gehen würde. Er erlaubte es mir. Als der Kettenraucher bemerkte, dass ich in Pause war, beschimpfte er den anderen. Er sei nicht der Chef und durfte mir dies nicht erlauben.

Einige Zeit ging das gut…. aber dann sollte alles anders werden!

© Robert Strasser 2020-10-15

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