“Neomy Ryas, willst du die hier anwesende Myra Pöll zur Frau nehmen, so antworte laut und deutlich mit “Ja ich will.” Mir wurde das Mikrofon gereicht und ich begann langsam zu sprechen. “Auf dieser Wiese haben wir zum ersten Mal zusammen gesungen und hatten, wenn man es so sehen will, unser zweites Date. Myra, ich bin so froh, dass ich dich damals als Duett-Partnerin zugeteilt bekommen habe. Mit dir zusammen zu sein bedeutet, morgens nicht neben, sondern unter dir aufzuwachen, weil du mich mal wieder als menschlichen Teddy umfunktioniert hast.” Gelächter unter den Gästen. “Es bedeutet, dich beim Putzen oder Kochen singen zu hören und die Arbeitsfläche voller Mehl vorzufinden, weil du es nicht lassen konntest, etwas Kitschiges hineinzuschreiben. Und es bedeutet, fast öfters den Boden zu küssen als dich, weil du einfach so umwerfend bist.” Alle lachten und Myra schaute mich verliebt an. “Aber genau so bedeutet es, dich emotional aufzufangen, wenn es dir nicht gut geht, dir zuzuhören und dich zu unterstützen, wo ich nur kann. Dich morgens manchmal im Studio zu finden, wo du schon seit Stunden an einem neuen Song arbeitest und dich in die Wohnung hochtragen zu müssen, weil du einen Zusammenbruch oder ähnliches hattest.” Ich lächelte sie an. “Deswegen liebe ich dich und sage: Ja, ich will!” Antonio hatte immer noch feuchte Augen, genauso wie meine Eltern und Myras Vater. Sogar ihre Mutter hatte verräterisch glänzende Augen. Myra selbst sah mich gerührt an. “Myra Pöll, willst du die hier anwesende Neomy Ryas zur Frau nehmen, so antworte mit “Ja ich will.” Die Beamtin gab ihr das Mikrofon und mit zittrigen Händen und ebenso zitternder Stimme gab sie ihr Eheversprechen ab. “Du hast mich von der ersten Sekunde an total umgehauen, obwohl das ja inzwischen eher mein Job ist.” Sie grinste. “Du beklagst dich zwar immer darüber, dass ich angeblich so kitschig bin, aber darf ich dich an was erinnern? Ich sag’ nur: Zahnpasta-Herz am Badezimmerspiegel.” Ich sah sie mit großen Augen an und prustete denn los. “Ich sehe schon, du weißt es noch.” Sie klang stolz. “Natürlich, wie könnte ich denn unsere erste Übernachtung vergessen? Am nächsten Morgen sind wir immerhin zum ersten Mal deinetwegen vom Bett abgestürzt.” Myra sah mich gespielt entrüstet an, deswegen schob ich noch schnell hinterher: “Und unseren ersten Kuss hatten wir dann auch noch.” “Ja, und du bist danach einfach gegangen! Hättest du mich nicht gleich noch mal küssen können?” Das war wohl zu viel für Antonio, denn er fing, an Ben gelehnt, unaufhaltsam an, zu lachen. Lorena schien es ebenso zu gehen und Myras Mutter vergrub den Kopf in den Händen. Selbst der Standesbeamtin schien es langsam zu bunt zu werden, denn sie meinte schon leicht verzweifelt: “Würden Sie bitte einfach mit “Ja ich will” antworten? Oder von mir aus auch nicht, das ist Ihre Sache. Aber ich würde das hier gerne möglichst bald beenden.” Myra kicherte und sagte ohne ein weiteres Wort: “Ja, ich will!” Die gestresste Standesbeamtin seufzte erleichtert. “Gut, dann bräuchte ich noch Ihre Unterschriften und die der Trauzeugen.” Wir unterschrieben und als Ben seine Unterschrift als Letzter gesetzt hatte, steckten wir uns die Ringe an. “Sie dürfen die Braut jetzt küssen!”, kam es aus der ersten Reihe. Unter lautem Jubel und Gelächter befolgten wir Lorenas Anweisung und was soll ich sagen; unser erster Kuss als Ehepaar und sicher nicht der Letzte!
© Lena Kornherr 2025-03-02