„Mach dich nicht so breit, sonst habe ich keinen Platz mehr.“
Etwas widerwillig rutschte ich zur Seite und machte Platz für Aiden. Ich war erschöpft und schon allein mich ein paar Zentimeter wegzubewegen, verlangte mir zu viel ab. Außerdem drehten sich die Gedanken in meinem Kopf wie in einem Karussell immer schneller und schneller.
„Ich muss zugeben, du hast wirklich einen guten Geschmack was Männer angeht.“
Heute war es so weit gewesen. Er hatte mir Ben vorgestellt, der mir anfangs etwas skeptisch begegnet war. Aber was hatte ich erwartet? Der erste Eindruck von mir war grauenhaft gewesen. Ich war völlig neben der Spur gewesen und hatte sowohl Aiden als auch ihn beleidigt. Und dennoch schafften wir es nach anfänglichen Schwierigkeiten auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
„Ich weiß. Ich bin fantastisch.“, sagte er mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht, während er mir mein Weinglas in die Hand drückte und selbst auf dem Sofa Platz nahm.
„Weißt du, ich könnte dich mit einem von meinen Freunden verkuppeln…“
Der Kommentar erntete ihm allerdings nur ein entnervtes Schnauben.
„Du bist wirklich eigentlich eine liebenswerte Person. Abgesehen von den irrationalen Wutausbrüchen und den unrealistischen Ansprüchen.“
Er schenkte mir wieder ein unschuldiges Grinsen, machte es sich neben mir gemütlich und lehnte seinen Kopf an meiner Schulter an.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
“Du weißt, dass ich dich mag, oder? Ich mag dich. Auch mit deinen Fehlern. Auch wenn ich dich regelmäßig hinter deinem Rücken verfluche. Ich mag dich.”
Ein kleines Lächeln schlich sich daraufhin in mein Gesicht.
“Ich mag dich auch. Auch wenn du mich die ganze Zeit nervst.”
Wir lachten beide zusammen. Ich legte meinen Kopf auf seinen Oberschenkel und schaute in diese interessanten haselnussbraunen Augen, die mich beobachteten.
“Weißt du was? Du bist vielleicht keine Prinzessin mehr. Aber du bist eine Königin. Meine Königin.”
Ich lächelte, als ich meine Augen zu fallen ließ. Was wollte ich denn noch mehr? Zufrieden und entspannt hörte ich dem melodischen Prasseln des Regens zu. Ich wollte meine Augen wieder öffnen, brachte sie aber nur halb auf, so schwer fühlten sie sich an. Aiden hatte den Kopf zurückgelegt und war eingenickt. Ich schloss meine Augen auch wieder. Ich würde nicht einschlafen können. Aber es fühlte sich gut an die Augen, wenn auch nur für kurze Zeit, zu schließen. Ich erwartete gleich wieder einen unerträglichen Schwung an Energie zu bekommen; aber so war es nicht. Ich fühlte mich müde. Müde und schläfrig. Und so driftete ich in einen tiefen, festen Schlaf.
© Michaela Steiner 2022-08-31