16. Wie geht es weiter?

Ein Dozent versuchte mir kurz vor meinem Masterabschluss die Arbeitsmarktsituation für Naturwissenschaftler zu erklären, doch ich wollte damals nicht auf ihn hören – bis mich das Leben eines Besseren belehrte.

„Julia“, sagte er, „Es werden gar nicht so viele Forscher gebraucht, wie die Unis ausbilden. Vielleicht solltest du dir anschauen, welche Berufe immer gefragt sind? Buchhalter zum Beispiel – die braucht jedes Unternehmen! Denk darüber nach.“

Ich lachte damals darüber. Heute verstehe ich, dass er uns nicht alle zu Buchhaltern machen wollte, sondern uns darum bitten, den Arbeitsmarkt mit offenen Augen zu betrachten und unsere Fähigkeiten gezielt einzusetzen.

Es gab aber auch einen anderen Dozenten, dessen Worte mich bis heute schmunzeln lassen:

„Man kann die Forschung an der Uni auch so sehen: Was wollen Wissenschaftler? Sie wollen das Leben erforschen, analysieren – doch vor allem ihre Neugierde befriedigen. Und das tun wir hier, ohne dafür bezahlen zu müssen! Ist das nicht wunderbar?“

Ich habe Biochemie studiert und promoviert, weil ich mit Leidenschaft erforsche, lerne und experimentiere – nicht nur im Labor, sondern in fast allen Bereichen meines Lebens.

Wenn ich auf all die Jahre zurückblicke, die Nächte im Labor, die Momente der Erkenntnis, die Reisen, die Begegnungen – dann weiß ich, dass ich immer dem gefolgt bin, was mich wirklich antreibt: der Neugier. Ich habe meine Träume verwirklicht, meine Leidenschaften ausgelebt und mich in verschiedenen Disziplinen ausprobiert – einige davon bis zum professionellen Niveau perfektioniert.

Mehr als 70 Prozent meiner Experimente im Labor haben nicht auf Anhieb funktioniert. Doch nach gründlicher Analyse und Optimierung brachten sie meist das gewünschte Ergebnis.

Ich habe gelernt, dass es darum geht, sich auf den Weg zu machen, auch dann, wenn der Plan noch nicht perfekt ist. Ausprobieren, analysieren, verbessern und weitermachen. Vielleicht ist das die wertvollste Lektion meines Lebens.

Ich habe nicht vor, mit meinen Experimenten aufzuhören.

Ich bin fest davon überzeugt, dass meine nächste große Reise genau jetzt beginnt.