30 Geschwisterliebe

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by doc_walden

Story

Sie nickte, dann veränderte sich ihr Blick, verlor sich im Nirgendwo und Luis sah, dass ihre Augen verschwammen. Nach einer Weile zog sie sich den Kopfhörer von den Ohren und gab ihn zurück. „Verstehe“, ein Ruck ging durch ihren Körper, „aber wir müssen jetzt los, sonst verpassen wir noch alles.“

„Ja klar, aber nein, ich warte hier auf den Pressemann, wir wollen die Strecke rückwärts abfahren, um Sprit-, entschuldigen Sie, ich meine Christian Jordan zu finden. Wahrscheinlich war der reiterlose Schimmel sein Pferd.“

„Deswegen bin ich ja hier. Die sind schon unterwegs, der Pressemann ist mit Udo Rettig untenrum gefahren.“

„Was?“ Luis entglitten die Gesichtszüge. „Aber ich wollte doch mit dem mitfahren“, eine schwarze Wolke schob sich in Luis Gedanken. Er drehte sich um die eigene Achse. Dann erblickte er wieder Katharina Macher vor sich.

„Ich nehm Dich mit“, sagte sie und lächelte ihn einladend an.

Luis seufzte und gemeinsam stapften sie hinunter zum Hellweg.


Nur wenige Kilometer entfernt lenkte Karl höchstvergnügt den schweren 300er durch das sandige Gelände.

„Ist das alles Sekt hier hinten?“, rief Jörg vom Rücksitz aus.

„Ja selbstverständlich, die Reiter haben ja Durst nach dem langen Ritt“, antwortete Katharina Höra selbstverständlich.

Jörg langte über die Rückbank und zog eine halbleere Flasche heraus. „Da is ja noch was drin“, meinte er zu sich, „na, dann will ich mal nicht so sein.“ Er setzte die Flasche an und nahm einen großen Schluck.

„Was machst Du denn da?“, erboste sich Karl, der seinen Bruder im Rückspiegel beobachtete.

„Nix, wieso?“

Katharina Höra drehte sich auf dem Beifahrersitz nach hinten. „Aber nicht alles austrinken, ne? Der muss noch für die Reiter reichen.“

„Nö, nö“, freute sich Jörg, gefolgt von einem mächtigen Rülpser, der nahtlos in einen explosionsartigen Lachanfall überging.

„Du darfst noch gar keinen Sekt“, protestierte Karl.

„Darf ich wohl, ich bin schon sechzehn.“


© doc_walden 2024-03-04

Genres
Novels & Stories